7
Form leer geworden, füllt man sie mit geschmolzenem Me'
tall. Sobald der Guss erkaltet ist, wird die Form zerschlagen,
aus der sich der Bronzekörper mit den Abzugsrohren, die
natürlich ab gefeilt werden müssen, herausschält.
In früheren Zeiten haben die bedeutenden Bronzegiesser
den Guss sehr wenig ciseliert; erst in neuerer Zeit wird, nicht
immer zum Vorteil des Kunstwerkes, eine bis ins Minutiö'
seste gehende Ausarbeitung angewandt.
Um verschiedene Färbungen der Bronzen zu erzielen, stellt
man Objecte in den verschiedensten Legierungen her; aber
nicht bloss durch diverse Metallkompositionen, sondern auch
durch Aetzungen, Tauschierungen, Inkrustierungen suchen
die japanischen Bronzekünstler ihrem Material die möglichst
grösste Mannigfaltigkeit zu verleihen.
8. Rotes Lacktischchen mit ornamentalen Verzierungen und
Landschaft im Mittelfeld.
Der europäische Lack ist ein chemisches Product, das sich
hinsichtlich seiner Widerstandskraft gegen Temperatur, so'
wie gegen Säuren, ebenso in Bezug auf seinen Spiegelglanz
und seine grosse Härte nicht annähernd mit dem japanischen
Lack messen kann, der eine Art Gummiharz ist, das man aus
dem Lackbaum, japanisch Urushi'no'ki, gewinnt.
Bei keinem anderen Volk hat der Lack annähernd die viel'
seitige Anwendung gefunden, nirgends hat sich die Lack'
industrie zu einem nationalen Kunstzweig von weitgehend'
ster Bedeutung entwickelt als bei den Japanern, die ihn zu
den einfachsten Hausgeräten, aber auch zu unendlich kost'
baren und mit raffiniertester Kunst ausgeführten Gegenstän'
den der verschiedensten Art, ja sogar zur polychromen Aus'
schmückung der Innen' und Aussenseite ihrer Tempelbauten
verwendeten. Das ausserordentlich umständliche und compli'
eierte Verfahren der Lackgewinnung, sowie die Erzeugung
von Lackgegenständen schildert uns eingehend Prof. J. J. Rein
in dem 2. Band seines „Japan”.
Der Hauptbestandteil des japanischen Lacks ist die Lack'
oder Urushinsäure, die eine eminente Widerstandsfähigkeit
gegen äussere Einflüsse besitzt.
Den vom Lackzapfen gewonnenen und gereinigten Roh'
lack erhält der Nushi'ya, das ist der Arbeiter, der die Grün'
dierung, das Abschleifen, Polieren des dem Lackierverfahren
unterworfenen Gegenstandes vornimmt, der dieselbe even'
tuell alsdann dem Makiye'shi, das ist dem Goldlackierer
übergiebt. Letztere sind oft nicht bloss sehr geschickte Hand'
werker, sondern hervorragende Künstler, und schon in frü'
heren Jahrhunderten haben sich berühmte japanische Maler
wie Korin und viele andere diesem Kunstzweige zugewandt.
Der japanische Rohlack, der eine grau'weisse, dickflüssige
Masse ist, färbt sich, der Luft und dem Licht ausgesetzt, rasch
gelbbraun, später schwarz, erhält aber seine tiefschwarze Farbe
durch Beimischung von Eisensalzen.
Zum nothwendigsten Verständnis seien hier in Kürze
einige der Hauptlackarten erwähnt:
Nashi'ji'Lack oder Birnengrundlack, so genannt, weil er
im Alter an die gesprenkelte Haut der japanischen Birne
erinnert. Der Lack verdankt seine gelbe Farbe einer Bei'
mischung vom Gummigurt; auf die Lackfläche wird dann
Gold in kleinen Schüppchen gestreut.