Full text: Katalog der VI. Ausstellung

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Form leer geworden, füllt man sie mit geschmolzenem Me' 
tall. Sobald der Guss erkaltet ist, wird die Form zerschlagen, 
aus der sich der Bronzekörper mit den Abzugsrohren, die 
natürlich ab gefeilt werden müssen, herausschält. 
In früheren Zeiten haben die bedeutenden Bronzegiesser 
den Guss sehr wenig ciseliert; erst in neuerer Zeit wird, nicht 
immer zum Vorteil des Kunstwerkes, eine bis ins Minutiö' 
seste gehende Ausarbeitung angewandt. 
Um verschiedene Färbungen der Bronzen zu erzielen, stellt 
man Objecte in den verschiedensten Legierungen her; aber 
nicht bloss durch diverse Metallkompositionen, sondern auch 
durch Aetzungen, Tauschierungen, Inkrustierungen suchen 
die japanischen Bronzekünstler ihrem Material die möglichst 
grösste Mannigfaltigkeit zu verleihen. 
8. Rotes Lacktischchen mit ornamentalen Verzierungen und 
Landschaft im Mittelfeld. 
Der europäische Lack ist ein chemisches Product, das sich 
hinsichtlich seiner Widerstandskraft gegen Temperatur, so' 
wie gegen Säuren, ebenso in Bezug auf seinen Spiegelglanz 
und seine grosse Härte nicht annähernd mit dem japanischen 
Lack messen kann, der eine Art Gummiharz ist, das man aus 
dem Lackbaum, japanisch Urushi'no'ki, gewinnt. 
Bei keinem anderen Volk hat der Lack annähernd die viel' 
seitige Anwendung gefunden, nirgends hat sich die Lack' 
industrie zu einem nationalen Kunstzweig von weitgehend' 
ster Bedeutung entwickelt als bei den Japanern, die ihn zu 
den einfachsten Hausgeräten, aber auch zu unendlich kost' 
baren und mit raffiniertester Kunst ausgeführten Gegenstän' 
den der verschiedensten Art, ja sogar zur polychromen Aus' 
schmückung der Innen' und Aussenseite ihrer Tempelbauten 
verwendeten. Das ausserordentlich umständliche und compli' 
eierte Verfahren der Lackgewinnung, sowie die Erzeugung 
von Lackgegenständen schildert uns eingehend Prof. J. J. Rein 
in dem 2. Band seines „Japan”. 
Der Hauptbestandteil des japanischen Lacks ist die Lack' 
oder Urushinsäure, die eine eminente Widerstandsfähigkeit 
gegen äussere Einflüsse besitzt. 
Den vom Lackzapfen gewonnenen und gereinigten Roh' 
lack erhält der Nushi'ya, das ist der Arbeiter, der die Grün' 
dierung, das Abschleifen, Polieren des dem Lackierverfahren 
unterworfenen Gegenstandes vornimmt, der dieselbe even' 
tuell alsdann dem Makiye'shi, das ist dem Goldlackierer 
übergiebt. Letztere sind oft nicht bloss sehr geschickte Hand' 
werker, sondern hervorragende Künstler, und schon in frü' 
heren Jahrhunderten haben sich berühmte japanische Maler 
wie Korin und viele andere diesem Kunstzweige zugewandt. 
Der japanische Rohlack, der eine grau'weisse, dickflüssige 
Masse ist, färbt sich, der Luft und dem Licht ausgesetzt, rasch 
gelbbraun, später schwarz, erhält aber seine tiefschwarze Farbe 
durch Beimischung von Eisensalzen. 
Zum nothwendigsten Verständnis seien hier in Kürze 
einige der Hauptlackarten erwähnt: 
Nashi'ji'Lack oder Birnengrundlack, so genannt, weil er 
im Alter an die gesprenkelte Haut der japanischen Birne 
erinnert. Der Lack verdankt seine gelbe Farbe einer Bei' 
mischung vom Gummigurt; auf die Lackfläche wird dann 
Gold in kleinen Schüppchen gestreut.
	        
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