tcn zu erhalten, von den Kulturschätzen der ganzen Vergangenheit zu 1er' 9
nen —: zu lernen, aber nicht abzuklatschen und damit den Schein des Al' 9
ten zu fälschen. Wie pietätvoll und doch selbständig die Beuroner Kunst 9
sich der gegebenen alten Umgebung anzuschmiegen verstand, davon geben g
auch zahlreiche Skizzen Zeugnis, die freilich nicht alle vorgeführt werden _
konnten.
Da nun das Wesen dieser Kunst im unbedingten Bestreben nach einem ®
einheitlichen monumentalen Stil besteht, in der Harmonie aller Künste, die •
sich wieder dem Zweck harmonisch anzuschmiegen haben, so tut man ihr •
eigentlich Unrecht, wenn man einzelne Arbeiten losgelöst aus dem ursprüng' 9
liehen Zusammenhang als Ausstellungsobjekte vorführt. Alles an ihr, ^
nicht nur das einzelne Gemälde oder die einzelne Statue, sondern auch 9
die Architektur soll nur den Rahmen bilden für die Hauptsache, für die reli' ®
giösen Handlungen, ebenso wie nach richtigen Grundsätzen eine Familien' •
villa nur das organisierte Familienleben sein soll. Es muß daher nicht nur •
im Interesse einer einzelnen Schule, sondern im Interesse der ganzen Kunst q
betont werden, daß eine Ausstellung nur eine unzureichende Vermittlung .
des zu Vermittelnden ist. Die Kunst ist nicht in der Ausstellung beschlossen, ®
sie soll im Leben verwirklicht werden, sie gehört auf die Gasse und auf den •
Platz. Darum soll auch diese gegenwärtige Ausstellung nicht mit virtuosen •
Leistungen einzelner im Wettkampf aller prunken, sie will vielmehr dem %
Publikum ungefähr diese Anrede wie durch einen Herold zurufen: g
„Die neuen Künstler außerhalb wie innerhalb der Klostermauern zeigen, Ä
daß auch sie für das Monumentale in der Kunst ein eigenes lebendiges Ge' ®
fühl, einen eigenen Ausdruck haben, daß ihnen die Kunst nicht mehr eine tote •
Sache ist, die sich etwa aus früheren Jahrhunderten bis auf uns verschleppt •
hat, sondern daß heute noch alle Schaffenskräfte so lebendig sind wie in •
allen großen Kunstperioden. Sie zeigen, daß die große Kunst nicht mit der m
Gotik oder Renaissance oder Barocke abgestorben ist, wie man vielleicht Ä
noch vor kurzem geglaubt hat. Sie sehen neue unerschöpfte Probleme, 9
neue Lösungen vor sich. Sie sehen die Kunst im vollsten blühenden Leben, ®
nicht als gut oder schlecht restaurierte Ruine. Sie laden alle Welt ein, •
von dieser erfreulichen Tatsache Kenntnis zu nehmen, von ihr vollsten 9
Gebrauch zu machen und sich der Teilnahme an diesem blühenden Leben m
nicht zu verschließen. Sie sind bereit und gerüstet zu den höchsten Aufgaben m
der monumentalen religiösen Kunst, denen sie sich mit voller Begeisterung, *
mit herzlicherWärme, mit der ganzen künstlerischen Energie hingeben, über' ®
zeugt und entschlossen, nur so den höchsten Forderungen gerecht zu werden, •
die unsere Zeit an sie zu stellen hat.“ RICHARD VON KRALIK. 9