Full text: XXIV. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession

tcn zu erhalten, von den Kulturschätzen der ganzen Vergangenheit zu 1er' 9 
nen —: zu lernen, aber nicht abzuklatschen und damit den Schein des Al' 9 
ten zu fälschen. Wie pietätvoll und doch selbständig die Beuroner Kunst 9 
sich der gegebenen alten Umgebung anzuschmiegen verstand, davon geben g 
auch zahlreiche Skizzen Zeugnis, die freilich nicht alle vorgeführt werden _ 
konnten. 
Da nun das Wesen dieser Kunst im unbedingten Bestreben nach einem ® 
einheitlichen monumentalen Stil besteht, in der Harmonie aller Künste, die • 
sich wieder dem Zweck harmonisch anzuschmiegen haben, so tut man ihr • 
eigentlich Unrecht, wenn man einzelne Arbeiten losgelöst aus dem ursprüng' 9 
liehen Zusammenhang als Ausstellungsobjekte vorführt. Alles an ihr, ^ 
nicht nur das einzelne Gemälde oder die einzelne Statue, sondern auch 9 
die Architektur soll nur den Rahmen bilden für die Hauptsache, für die reli' ® 
giösen Handlungen, ebenso wie nach richtigen Grundsätzen eine Familien' • 
villa nur das organisierte Familienleben sein soll. Es muß daher nicht nur • 
im Interesse einer einzelnen Schule, sondern im Interesse der ganzen Kunst q 
betont werden, daß eine Ausstellung nur eine unzureichende Vermittlung . 
des zu Vermittelnden ist. Die Kunst ist nicht in der Ausstellung beschlossen, ® 
sie soll im Leben verwirklicht werden, sie gehört auf die Gasse und auf den • 
Platz. Darum soll auch diese gegenwärtige Ausstellung nicht mit virtuosen • 
Leistungen einzelner im Wettkampf aller prunken, sie will vielmehr dem % 
Publikum ungefähr diese Anrede wie durch einen Herold zurufen: g 
„Die neuen Künstler außerhalb wie innerhalb der Klostermauern zeigen, Ä 
daß auch sie für das Monumentale in der Kunst ein eigenes lebendiges Ge' ® 
fühl, einen eigenen Ausdruck haben, daß ihnen die Kunst nicht mehr eine tote • 
Sache ist, die sich etwa aus früheren Jahrhunderten bis auf uns verschleppt • 
hat, sondern daß heute noch alle Schaffenskräfte so lebendig sind wie in • 
allen großen Kunstperioden. Sie zeigen, daß die große Kunst nicht mit der m 
Gotik oder Renaissance oder Barocke abgestorben ist, wie man vielleicht Ä 
noch vor kurzem geglaubt hat. Sie sehen neue unerschöpfte Probleme, 9 
neue Lösungen vor sich. Sie sehen die Kunst im vollsten blühenden Leben, ® 
nicht als gut oder schlecht restaurierte Ruine. Sie laden alle Welt ein, • 
von dieser erfreulichen Tatsache Kenntnis zu nehmen, von ihr vollsten 9 
Gebrauch zu machen und sich der Teilnahme an diesem blühenden Leben m 
nicht zu verschließen. Sie sind bereit und gerüstet zu den höchsten Aufgaben m 
der monumentalen religiösen Kunst, denen sie sich mit voller Begeisterung, * 
mit herzlicherWärme, mit der ganzen künstlerischen Energie hingeben, über' ® 
zeugt und entschlossen, nur so den höchsten Forderungen gerecht zu werden, • 
die unsere Zeit an sie zu stellen hat.“ RICHARD VON KRALIK. 9
	        
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