Full text: Old and modern pictures - Tableaux anciens et modernes

D IE GALERIE MIETHKE in Wien, I., Dorotheer- 
gasse 11, ist die bedeutendste Kunsthandlung 
Österreich-Ungarns. Sie wurde 1861 gegründet 
und bezog 1895 ihr gegenwärtiges Heim im alten, 
für die Zwecke eines groß angelegten Kunsthauses 
umgebauten Palais des Grafen Nako. 
Das Interesse der ,,Galerie Miethke“ umfaßt alle 
Arten bildender Kunst, besonders aberdie italienische, 
holländische, deutsche und französische Malerei 
vom XIII. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Aus 
ihren Räumen fanden Hauptwerke von Crivelli, 
Mantegna, Verrocchio, Perugino, Palma Vecchio, 
Altdorier, Dürer, Holbein, Cranach, Memling, 
Lukas van Leyden, Rembrandt, Rubens, van Dyck, 
Tiepolo,Fragonard, Reynolds, Gainsborough,Hogarth, 
Constable, Turner, Delacroix, Corot, Diaz, Daubigny, 
Millet, Monticelli, Courbet, Waldmüller, Manet, 
Menzel, Uhde, van Gogh, Gauguin etc. den Weg 
in die Galerien des Continents und die Sammlungen 
europäischer und amerikanischer Amateure. Sie 
veranstaltete bisher 106 Auktionen, von denen 
manche nicht nur künstlerische, sondern auch 
gesellschaftliche Ereignisse bildeten, wie z. B. die 
Auktionen Artaria, Eggers, Graf Hoyos, Bühlmeyer, 
von Klinkosch, Todesco, Stametz-Meyer und die 
Versteigerungen des Nachlasses von Hans Makart, 
J. E. Schindler, Viktor Tilgner, A. Pettenkofen, 
Charlotte Wolter und Rudolf von Alt. 
Als eine ihrer vornehmsten Aufgaben betrachtet 
die Galerie Miethke die werktätige Förderung der 
österreichischen, insbesondere der Wiener Malerei, 
und wie sie in den 70 er und 80er Jahren des 
vorigen Jahrhunderts Alt, Makart, Pettenkofen, 
Schindler und Schwaiger eine feste Stütze war, so 
bildet sie jetzt den Mittelpunkt der Gruppe um 
Gustav Klimt. 
Neben dem Kunsthandel, der bescheidenen und 
hohen Ansprüchen in gleicher Weise dienen kann, 
führt die Galerie Miethke einen allen Anforderungen 
der Zeit entsprechenden Kunstverlag. Und wie 
ehedem das von ihr herausgegebene, von William 
Unger radierte Werk der ,,K. k. Belvedere-Galerie“ 
berechtigtes Aufsehen erregte, so begegnet jetzt — 
um neben ihren in Vorbereitung befindlichen Mono 
graphien über Gustav Klimt und Ferdinand Hodler 
ihre größte Publikation zu nennen — das Werk 
„Ein Jahrhundert österreichischerMalereil800—1900“ 
umso lebhafterer Anerkennung, als es gerade die 
Galerie Miethke war, die durch programmatische 
Ausstellungen das Verständnis für die Bedeutung 
und Anmut der Alt-Wiener Malerei wieder weckte.
	        
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