Full text: März - April 1907 [Paul Gauguin u.a.]

  
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: Abgrunde näher bringt. Wir kehren uns von dem materiellen, sicheren 
: Glück ab und folgen zuerst tastend, dann immer leidenschaftlicher den 
: Chimären, die einstmals in unserer halbunbewußten Kindheit ihre 
strengen Häupter über unsere Wiege gebeugt hatten. Führen sie uns 
ins Glück oder Unglück? Wir wissen es nicht, wir müssen nur folgen. 
O0) Das ist eine Legende, die man den seltsamen Holzschnitten Paul 
Gauguins beiheften könnte, die er in Tahiti mit kunstfertiger Hand 
preßte. Das ist das Bild eines Schicksals, das sich in Gauguins Leben 
verwirklichte. do 
DO Es war einmal ein Bankbeamter, der im Hause Bertin, rue Laffitte 
zu Paris angestellt war. Er unternahm auch auf eigene Rechnung Ge- 
schäftsoperationen und das Glück lächelte ihm. Er gewann Tausende. 
Er war glücklich verheiratet und hatte Kinder. Er bewohnte ein üppig 
eingerichtetes Häuschen in der Vorstadt und man speiste bei ihm auf 
Silbergeschirr. Sein Leben schien für immer gefestigt, sein Vermögen 
mußte stets wachsen, die äußeren Ehren konnten nicht ausbleiben und 
vielleicht hätte er seine Tage als Ritter der Ehrenlegion und als Pariser 
Munizipalrat beschlossen, wie der frühere Bewohner seines Hauses, 
Alles war klar, sonnig, heiter. 0 
DO Doch die Gestalten, die seine Jugend beschattet hatten, sie kamen 
wieder. In Paul Gauguins Adern — denn niemand anders als er ist 
der glückliche Börsenmann — rollte unruhiges Blut. Seine Eltern 
hatten die Zeit von 1848 miterlebt. Der Vater kämpfte als Tournalist 
gegen die Bourgeois der Julimonarchie und verließ sein Vaterland, als 
der Staatsstreich von 1851 die junge Freiheit gemordet hatte. In dem 
Herzen seiner Mutter lebten die phantastischen Bilder und Gestalten 
ihrer peruanischen Heimat und die Erinnerung an ihre Mutter, Flora 
Tristan, die einst in dem Zukunftsstaat der Saint Simonisten durch 
ihre Person und ihre Schriften eine große Rolle gespielt hatte. Das 
war eine Abstammung, die nicht zum Bankbeamten bestimmte. Schon
	        
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