Full text: Moderne Meister (Band 3, 1897)

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Georg Decker ist zu Pest, den 7. December 1819, geboren. 
Er war der Sohn des Johann Stephan Decker,*) welcher eben 
falls ein angesehener Porträtmaler gewesen sein soll. Er erhielt 
den ersten Unterricht von seinem Vater, der ihn schon früh 
zeitig mit der Technik der Aquarell- und Miniaturmalerei vertraut 
machte. So soll er schon in seinem 12. Jahre das Porträt Ihrer 
kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Therese, der nachmaligen 
Königin von Neapel, nach dem Leben gezeichnet haben, sowie er 
auch bald nachher Kreidezeichnungen ausstellte, die so tüchtig 
waren, dass man sie für die Leistungen eines fertigen Künstlers 
ansah. Nachdem sich der junge Meister durch längere Zeit mit 
Zeichnungen und Aquarellen sehr erfolgreich bethätigt hatte, griff 
er auch zur Oelfarbe und suchte sich für grössere, künstlerische 
Aufgaben heranzubilden. Im Jahre 1821 übersiedelten die Eltern 
unseres Künstlers von Pest nach Wien. Nach dem Tode des 
Vaters war er sowie seine beiden Brüder Albert**) und Gabriel 
Decker, welche auch Maler geworden waren, gezwungen, für den 
Unterhalt der zahlreichen Familie zu sorgen, weshalb er der Brot 
arbeit nachzugehen hatte, statt seine höhere künstlerische Aus 
bildung in dem Masse fördern zu können, als es ihm wünschens- 
werth gewesen wäre. Endlich gelang es ihm, so viel zu verdienen, 
dass er sich für ein Jahr von der Last der künstlerischen Klein 
krämerei loszuschälen vermochte, um ernsthaften Studien zu ob 
liegen, wobei er die Akademie der bildenden Künste besuchte und 
namentlich nach den Antiken und dem lebenden Modell studirte. 
Auf der Ausstellung 1846 trat der Künstler zum erstenmale als 
Oelmaler auf, und zwar mit den Bildnissen der Dichter Castelli, 
Friedrich Kaiser,***) Otto Prechtler und des Malers und späteren 
Photographen Cramolini. Von da an beschäftigte sich Decker 
fast ausschliesslich im Porträtfache und mit der Oelmalerei, bis er 
im Jahre 1856 nach Dresden kam und daselbst die Pastellmalerei 
von Rafael Mengs, Liotard u. A. sah, was ihn anregte, mit dieser 
Maltechnik, die mit der Art seiner früheren Kreidezeichnungen 
etwas Verwandtes hatte, Versuche anzustellen. Seine nach Wien 
gebrachten Arbeiten dieser Art bestanden in Copien und Studien 
köpfen nach der Natur, welche auf der Ausstellung des Oester- 
reichischen Kunstvereines schon durch ihre Neuheit nicht unbedeu 
tendes Aufsehen erregten. Seit dieser Zeit theilte sich seine Be- 
thätigung auf dem Gebiete der Kunst in Oel- und Pastellmalerei, 
und ist es weit mehr die letztere gewesen, in welcher der Künstler 
excellirte und sich einer grossen Beliebtheit wie auch eines bedeut 
samen Kundenkreises erfreute.t) 
*) Johann Stephan Decker ward zu Colmar in Eisass den 26. December 
1784 geboren und starb zu Wien den 25. Juni 1844. Er studirte in Paris unter 
David und Casimir Krapf. Von Interesse dürfte es sein, zu erwähnen, dass eine 
seiner Arbeiten ein Bildniss des Kaisers Franz I. ist, welcher, am Schreibtisch 
sitzend, in seinem Arbeitszimmer dargestellt erscheint. Dasselbe wurde durch den 
Kupferstich vervielfältigt und erschien auch im Holzschnitt im Gubitz’schen Volks 
kalender. Das Originalgemälde (?) wurde im Jahre 1896 durch den Oberstkämmerer 
Grafen Trauttmansdorff erworben und befindet sich dermalen im Bureau des 
Oberstkämmerers als Wandschmuck. 
) Albert Decker wendete sich später der Schauspielkunst zu, ohne jedoch 
die Malerei jemals ganz aufzugeben. 
) Friedrich Kaiser war der erste Grossmeister der von ihm am 15. Fe 
bruar 1855 gegründeten »Grünen Insel«, ihm folgten im Laufe der Zeit in dieser 
Würde auch die Dichter Castelli, Otto Prechtler und viele Andere. 
j) In sehr liebenswürdiger Weise ergänzte uns die Witwe des Künstlers 
jene Mittheilungen, welche uns über diesen tüchtigen Porträtmaler der Wiener 
Schule zur Veifügung standen und wofür wir derselben zu aufrichtigem Danke 
Die Arbeiten Decker’s sind sehr zahlreich und befinden sich 
zumeist im Privatbesitze. Ausgestellt hat der Künstler jederzeit 
sehr fleissig, und aus den Katalogen der Ausstellungen lässt sich 
vielleicht die Mehrzahl seiner Bilder zusammenstellen. In der 
Gemälde-Gallerie ist Decker durch zwei hübsche Genrebilder, in 
Pastell gemalt, vertreten, woselbst sie in der Abtheilung der Aqua 
rellen- und Plandzeichnungen aufgestellt worden sind. Das eine stellt 
ein junges Mädchen dar, welches Hühner und Tauben füttert, das 
andere eine arme Frau mit einem Knaben zur Seite und einem 
Säugling an der Brust. Aber auch Kirchen- und Historienbilder malte 
der Künstler, von letzteren nennen wir ein noch im Besitze der Witwe 
befindliches grosses Bild »Carl I. von England nimmt Abschied 
von seinen Kindern«. Hauptsächlich aber sind es doch seine Por 
träte, die den Künstler zu Anerkennung und Ehren brachten. So 
wurde Decker auf einer der Ausstellungen in London 1871 die 
Ehre zu Theil, prämiirt zu werden, demnach seine Bilder auch im 
Auslande Anerkennung gefunden haben. Für das treffliche Bildniss, 
welches der Künstler im Aufträge Sr. Majestät von Ihrer kaiserlichen 
Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Gisela in Ischl 
im Jahre 1872 malte, überbrachte ihm der damalige Oberstkämmerer 
Se. Excellenz Graf Crenneville im Allerhöchsten Aufträge das 
Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, und später, anlässlich seines 
70. Geburtstages, wurde ihm in Würdigung seiner künstlerischen 
Leistungen, der Orden der Eisernen Krone III. Classe verliehen. 
Schon im Jahre 1869 wurde dem Künstler die hohe Ehre zu Theil, 
die beiden Majestäten Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth 
nach dem Leben zu malen, überdies sass ihm Se. Majestät noch zu drei 
anderen Bildnissen, und zwar im Jahre 1884 zu einem Kniestücke 
für den Fürsten Dolgoruki in Russland, 1885 zu einem Brust 
bilde für den Grafen Robilant und endlich 1888 zu einem lebens 
grossen Bildnisse für die Versicherungs-Gesellschaft »Janus«. Auch 
weiland Se. k. und k. Hoheit den durchlauchtigsten Kronprinzen 
hatte Decker zweimal die Ehre, nach dem Leben zu malen, und 
zwar im Jahre 1877 für den König von Bayern und für das Re 
giment des Kronprinzen Rudolph. Dieser war auch im Besitze 
einer grösseren Anzahl von Pastellporträten diverser hoher und 
höchster Persönlichkeiten Decker’s, der auch für Se. kaiserliche 
Hoheit den Grossherzog von Toscana 17 Bilder gemalt haben soll. 
Auch für weiland Sr. k. und k. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn 
Erzherzog Carl Ludwig malte der Künstler mehrfach Porträte aus 
höchstdessen Familie. Ebenso wurde Decker vom königlichen 
Hause Hannover, mit Aufträgen beehrt. 
Im Jahre 1873 erhielt der Künstler auf der Wiener Welt 
ausstellung, wie die meisten daselbst ausstellenden hervorragenden 
Meister der Wiener Schule, die Medaille für Kunst. Mit seinem Bild 
verpflichtet sind. Sie schreibt uns neben Anderem: »Einer längeren voran 
gegangenen Krankheit zufolge machte Decker eine Erholungsreise nach Dresden, 
woselbst er die für seine künftige Entwicklung so wichtigen Pastellstudien machte. Er 
fand damit in Wien solchen Erfolg, dass er die Mehrzahl seiner bisherigen Schüler, 
also das Unterrichtgeben, aufzulassen vermochte, um sich unbehelligt seiner 
Kunstausübung hingeben zu können.« Unter den Schülern, welche uns die Witwe 
des Künstlers nennt, und die er auch weiters noch behielt, finden wir die 
Gräfin Clementine Taaffe und den Baron Albert Rothschild. Bekanntlich 
schätzte der damalige Oberstkämmerer Excellenz Graf Crenneville den Künstler 
sehr und soli sich derselbe mit der Absicht getragen haben, eine eigene Schule 
für Pastellmalerei zu errichten, an deren Spitze er Decker als Lehrer zu stellen 
beabsichtigte. 
»•'.C
	        
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