Full text: XXXIII. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession Wien

geboten hat, als es galt, im Auslande dem 
Vertreter seines Volkes eine dessen würdige 
Stätte zu bereiten. Der Plafond des Stiegen- 
hauses ist von Albert Besnard gemalt, die 
Supraporten des in Eichenholz gekleideten 
Speisesaales sind von George Gardet, dem 
berühmten Tierplastiker, geschnitzt worden. 
Bei einem erst kürzlich zur Sezession ge- 
sellten Maler, der in Wien allerdings nicht 
unbekannt ist, dem Tiroler Albin Egger- 
Lienz, sei kurz auf seinen Werdegang hin- 
gewiesen. Schon daheim, in dem Dorfe 
Striebach bei Lienz, hat er die erste An- 
leitung erfahren, durch seinen Vater, einen 
Kirchenmaler; seinen Lehrern an der Mün- 
chener Akademie, den Professoren Hackl 
und Lindenschmit, dankt er es, daß sie ihn 
nicht verbildeten, und als er alte Meister in 
der Pinakothek kopierte, waren ihm Rubens, 
Jordaens und Brouwer förderlich. Denn vor- 
erst brauchte Egger-Lienz noch einen Wider- 
halt gegen die Blender, wie es etwa die 
modernen Spanier waren, unter deren Ein- 
fluß er sein erstes Bild „Charfreitag“ malte, 
das sich jetzt im Wiener Hofmuseum be- 
findet. In den Stoffkreis, den er nachmals 
nur selten mehr verließ, trat er 1895 mit 
seinem großen „Ave Maria nach der Schlacht 
am Berge Isel“. Jetzt erscheint ihm die Kom- 
position noch im Überlieferten befangen, 
obwohl er sich schon nach Möglichkeit der 
Atelierrequisiten, wie sie auf den Historien- 
bildern angebracht wurden, enthielt. Seine 
Auffassung der Ereignisse des Jahres 1809 
bricht sich dann allmählich Bahn; „das 
Kreuz“ wirkt mit dem Ungetüm einer Natur- 
gewalt, das vier Jahre später (1905) ent 
standene „Nach dem Friedensschluß in Tirol“ 
ist von bitterer Entsagung erfüllt. Die Kom- 
position wird von da an immer mehr, auf 
eine einläßliche Schilderung der Luftstim- 
mung verzichtend, mit den Figuren sparsam, 
in eine straffe Rhythmik gefaßt. Gerade daß 
zwischendrein auch Bilder, wie die „Heilige 
Nacht“, sich einstellen, ganz lebensnahe 
schummrig und mit intimen Gemütstönen, 
lassen den zum dekorativen Wandgemälde 
abzweigenden Weg um so deutlicher er- 
kennen. Am festesten gefügt erscheinen 
„Die Wallfahrer“, klobige Sarntaler Bauern, 
und die Otztaler auf dem „Totentanz von 
anno Neun“ sind vollends durch einen 
weiteren Verzicht auf lockende und indivi- 
dualisierende Farben verdüstert. Dem Kolo- 
rismus hat Egger- Lienz keineswegs abge- 
schworen, das geht aus seinen Naturstudien 
in der Art der „Mäher“ hervor; aber er 
bäckt seine Gestalten nicht aus fein ge- 
mahlenem, sondern aus grob geschrotetem 
Mehl. 
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