davoneilenden Mänaden die rein sinnliche, ge
nussfrohe Seite der Antike und in den mit
erhobenen Händen aufschauenden Gestalten die
Armen und Unterdrückten, denen das neue
Evangelium Erlösung bringt. Ebenso ist die
linke weibliche Sculptur, die schmerzvoll ihr
Haupt verbirgt, eine Repräsentantin der unter
gehenden Welt, während die rechte, die Kopf
und Hände aufwärts richtet, in andachtsvollen
Schauern das Licht des neuen Weltprincips
begrüsst. Die Schwüle vor einem nahenden
Gewitter liegt über der Scene. Man verspürt
ein ängstliches Stillhalten und Horchen in der
Natur wie in den einzelnen Göttergestalten.
Ueber den Ausgang lässt uns Klinger nicht im
Zweifel. Unter den leisen Tritten Christi, aus
dessen Fussspuren ein blauer Flor Veilchen
aufspriesst, sind unten in der Unterwelt — auf
der Predella — die fahlen Körper der Giganten
aus langer Todesnacht erwacht. Ihr wilder
Hass wider die Olympier entflammt von Neuem,
und so wie sie von diesen einst in das Reich
der Finsterniss hinabgestürzt wurden, werden
sie jetzt die Fundamente des Olymps unter
graben.
Aus einem Aufsatz von Paul Kühn.
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