Full text: Katalog der VI. Ausstellung

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TORII KIYONOBU (1688-1755). 
559. Notänzer mit der Maske des Okina, d. h. „alter Mann”, tanzt 
den Samba-so, der angeblich aus dem 9. Jahrhundert stammt. 
TORII KIYOMITSU, wirkte um die Mitte des 18. Jahrhun 
derts. 
560. Schauspieler Yoshizawa Sakinosuke in der Rolle der Blumen 
verkäuferin Hashitaka gozen. 
TORII TOSHINOBU (s. Nr. 553). 
561. Geisha mit Shamisen. (Urushiye.) 
Geishas, Sängerinnen und Tänzerinnen, werden zu Fest 
lichkeiten in Theehäuser, wie auch in Privathäuser gerufen; 
sie werden per Stunde nach einem festen Tarif bezahlt, der 
in die Tasche ihrer Meister fliesst; ausserdem erhalten sie ein 
„hana”, d. h. Blumengeld für sich selbst. Die Geishas sind 
meist Waisen oder armer Leute Kinder, die von speculativen 
Unternehmern aufgekauft, ausgebildet und dann ausgenützt 
werden, so lange sie brauchbar sind, was, da die japanischen 
Frauen früh altern, selten über das dreissigste Lebensjahr 
währt. Wohl zu beachten ist, dass die Geishas in moralischer 
Hinsicht ungleich höher stehen als die käuflichen Schönen 
der Yoshiwara. Die Mädchen, die von den grünen Häusern 
der Yoshiwara meist im Alter von 5—6 Jahren aufgekauft 
wurden, um zu Liebeskünstlerinnen herangebildet zu wer 
den, wurden als „Kamuros”, d. h. weibliche Pagen, den „Oi- 
rans”, den Schönen, zugetheilt. Im Alter von 12 Jahren etwa 
avancierten sie zu „Shinzos”, bis sie dann unter vielen Cere- 
monien den Gipfelpunkt ihrer Carriere erklommen und als 
Oirans debütierten. Dann erhielten sie ihren eigenen Hofstaat, 
der ausser verschiedenen Dienern und Dienerinnen je aus zwei 
Kamuros und zwei Shinzos bestand, die ihre Herrin auch stets 
auf ihren Spazierwegen zu begleiten hatten. Mädchen, die 
auserwählt waren, Oirans zu werden, erhielten die Erziehung 
einer japanischen Prinzessin; ausser Lesen, Schreiben, Poesie 
und Malerei lernten sie Koto spielen, das Lieblingsinstrument 
der vornehmen Japanerinnen; ferner wurden sie in den Thee- 
ceremonien, sowie in den Räucherspielen unterrichtet. Das 
Viertel in Yedo, nun Tokyo geheissen, in dem die Schönen 
oder Oirans lebten, heisst Yoshiwara. Der Name stammt 
wahrscheinlich daher, dass das erste Freudenhausviertel in 
die Nähe eines Schilfmoors gebaut wurde, denn Yoshiwara 
heisst Schilfmoor. Dieser Name blieb dem Quartier, als das 
selbe in einen ganz anderen Stadtteil, wo es sich noch heute 
befindet, verlegt wurde. Geht es auch gegenwärtig, wo der 
Adel verarmt ist, nicht mehr so prunkvoll zu wie zu den 
Zeiten des Shogunats, so ist der Anblick abends, wenn alles 
von zahllosen Lampen erleuchtet ist, noch immerhin ein 
märchenhafter, berückender. Zu Tausenden sitzen dort die 
Mädchen in prächtigen Kleidern, die, wie die Haartracht, den 
verschiedenen Provinzen entsprechen, aus denen die Mädchen 
stammen, in nach der Strasse zu offenen, bunten Gemächern, 
die nur durch Gitterstäbe von derselben getrennt sind. Im 
Freudenhausviertel zu Yedo gab es bis 1869 fünfzig Häuser 
ersten Ranges, genannt „grüne Häuser” (nach den grünen 
Bambusvorhängen), in denen die Aristokratie der Prosti 
tuierten residierte, und wo eine gezierte Sprache gang und 
gäbe war, wie sie vor etwa 100 bis 200 Jahren am Hofe üblich 
gewesen. Diese Häuser, in denen man nach Berichten Unsum 
men verschwendete, wurden hauptsächlich von dem aus 360 
F amilien bestehenden F eudaladel Alt-J apans unterhalten, der
	        
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