Der Entwicklungsgang der Secession und der andern auf verschiedenen 9
Wegen ein ähnliches Ziel anstrebenden Vereinigungen und Künstler, die in ©
dieser Ausstellung vertreten sind, ist allbekannt, ihr Auftreten bedarf daher 9
hier keines Kommentars, sondern nur des aufrichtigen Dankes und der Ä
vollsten Anerkennung für ihre freundliche Beteiligung bei dieser neuen Ver' ™
anstaltung. Wohl aber werden einige einleitende Worte der Beuroner Kunst' ®
schule gegenüber angebracht sein, da diese hier zum ersten Mal den Bezirk ©
der Klostermauern überschreitet. ©
Die Schule hat den Namen vom Kloster Beuron an der oberen Donau ©
im ehemaligen Fürstentum Hohenzollern. Das alte Kloster wurde schon ^
1077 von Augustinermönchen gegründet, wiederholt umgebaut und 1802 in- ®
folge der allgemeinen Säkularisationen mit so vielen andern geistlichen ®
Stiftungen des alten deutschen Reiches aufgehoben. Erst 1863 wurde das •
Kloster wieder durch die Fürstin Katharina von Hohenzollern neu gegründet ©
und den Benediktinern übergeben. Beuron bildet gegenwärtig den Mittel' ©
g unkt einer Anzahl von Benediktinerklöstern in Deutschland, Österreich, ^
elgien, England und Portugal. Diese sogenannte Beuroner Kongregation
hat sich in weiteren Kreisen auch noch durch eine mächtige reinigende Be' ®
wegung auf kirchenmusikalischem Gebiet bekanntgemacht. •
Dieselbe Fürstin, die den Mönchen das alte Kloster mit der Barockkirche ©
übergab, ließ 1868 unweit davon im malerischen felsenumragten Donautal ©
einen Meierhof und nahe dabei eine Kapelle bauen. Zur Ausführung dieser _
St. Mauruskapelle vereinigten sich drei Künstler, die damals schon, der Welt ®
entfremdet, sich vom Klosterfrieden angezogen fühlten und bald darauf auch ®
förmlich in den Orden eintraten. Sie wurden so die Gründer der Kunstschule. •
Es waren dies: Desiderius Lenz, geboren 1832 zu Haigerloch in Hohenzollern, ©
ausgebildet in München und Meiningen, dann als Künstler und Lehrer tätig ©
in Nürnberg, Florenz, Rom; als zweiter Gabriel Wüger, geboren 1829 als ^
Protestant zu Steckborn bei Konstanz, von ähnlicher künstlerischer Vorbil'
düng, gestorben 1892 in Monte Cassino; als dritter Lukas Steiner, geboren ®
1849 in Schwyz. Heute zählt die ganze Kunstschule gegen zwanzig Kräfte, •
teils Priester, teils Laienbrüder. ©
Die Mauruskapelle, von Desiderius Lenz entworfen, mit seinem Freunde ©
Wüger und seinem Schüler Steiner 1869 ausgeführt, ist nicht nur das erste ©
Werk der Schule, sondern auch insofern das vollkommenste, als die Schule *
nur hier in die Lage kam, ein einheitliches Werk aus dem Vollen neu zu schaf' ®
fen und alle bildenden Künste zu einem Zweck zu vereinigen. Desiderius Lenz •
ist nämlich sowohl Architekt wie Plastiker und Maler. Es dürfte kaum zuviel •
gesagt sein, wenn man diesen Bau trotz seiner Kleinheit für das Reinste, Logi' ©