Full text: XXXI. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession Wien - Moderne russische Kunst

drangen, wie ein Dichter, der die Mystik der nationalen 
Schönheit liebgewonnen hat.” 
Apollinarij Wassnjezoff, bekannt durch seine historischen 
Landschaften, welche Richard Muther zum „Mächtigsten, 
was die moderne Malerei schuf”, zählt, schreibt in seinen 
Memoiren folgendes: 
„Für den Maler, der das Leben der Vergangenheit wieder 
belebt, genügt es nicht, das trockene historische Material zu 
besitzen; — er muß etwas Wichtigeres haben: die schöpfe 
rische Tätigkeit; er muß richtig nachempfinden, um die 
Stimmung, die eigenartige Schönheit des alten Rußland wieder 
zugeben. Er muß das tote Material beleben und den Be 
schauer in die weite Vergangenheit versetzen, ihn mit sich 
locken auf die märchenhaften Straßen und Plätze.” 
Leider ist Wassnjezoff auf der Ausstellung nicht ent 
sprechend vertreten. 
Mit großen Gebärden setzte man sich über die „west 
liche Wissenschaft”, die „akademische Fertigkeit”, die „un 
tadelige Glätte” hinweg und zog ihnen die nationale Rauheit 
und Unbeholfenheit vor. Also, nicht nur russische Sujets, 
sondern auch durch russische Mittel, welche jeder je 
nach Temperament und Neigung verwertete. 
Im Technischen ist diese Gruppe weit von der Voll 
kommenheit entfernt. Bei vielen historischen Malern findet 
sich etwas Schweres, Düsteres in der Führung der Pinsel, 
in der Kombination der Farben. Viele dagegen konnten sich 
bis jetzt von dem französischen Einflüsse nicht befreien. 
Als Vertreter dieser Schule figurieren auf der Ausstellung: 
Maljutin, Kustodijeff, Lanssere, Ssrjedin. Aber auch 
andere Maler, die zum Präraffaelismus hinneigen, können
	        
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