Full text: XXXI. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession Wien - Moderne russische Kunst

sich dem Zauber der historischen Motive nicht entziehen, 
die ihnen die Möglichkeit bieten, das Primitive, das Ur 
wüchsige der menschlichen Natur zu schildern. So finden 
wir national-historische Bilder bei Ssjerow, Dobuschinski, 
Ssudejkin und sogar Millioti. 
Abseits von diesen Malern steht Roehrich, obzwar auch 
er national ist, aber in ganz eigenartigem Sinne. „Der Nor 
den” oder „Primitives Leben”, der Titel eines seiner Bilder, 
könnte seinem ganzen Werk als Titel dienen. Während Bi- 
libin, Wassnjezoff, Maljutin und andere als Zentrum für ihre 
Kompositionen das Moskau der Großfürsten und Zaren, Kiew- 
sche Eroberungen und altrussische ornamentale Motive such 
ten, wendete Roehrich sein ganzes Können dem Norden zu. 
Dorthin flüchteten vor administrativen Quälereien oder 
religiösen Verfolgungen die ihren Gefühlen oder Ideen treue 
sten Bewohner. Sich selbst überlassen, arbeiteten sie nach 
traditionellen Mustern oder vervollständigten sie nach eige 
ner Erfindung und setzten so „das hölzerne Rußland” 
fort, das die Quelle jeder Originalität in Bau und Dekoration 
ist. So dürftig dieses Rußland wegen der Gebrechlichkeit sei 
nes Materials ist, so finden sich doch dort die ältesten Mo 
delle. 
Roehrich verwendet in seinen dem Norden gewidmeten 
Werken sehr viel archäologische Wissenschaft. Jede Einzel 
heit darin ist von höchster und überzeugendster Wahrheit. 
Jenes gewiß einzige Gefühl, das er vom „primitiven Leben” * 
hat, erwarb er durch eine stete Handhabung prähistorischer 
Gegenstände und die Betrachtungen, welche sie hervorrufen. 
Nur bei einzelnen, wenigen Bildern von Roehrich kann 
man die Epoche des Geschilderten erkennen. Die meisten 
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