sich dem Zauber der historischen Motive nicht entziehen,
die ihnen die Möglichkeit bieten, das Primitive, das Ur
wüchsige der menschlichen Natur zu schildern. So finden
wir national-historische Bilder bei Ssjerow, Dobuschinski,
Ssudejkin und sogar Millioti.
Abseits von diesen Malern steht Roehrich, obzwar auch
er national ist, aber in ganz eigenartigem Sinne. „Der Nor
den” oder „Primitives Leben”, der Titel eines seiner Bilder,
könnte seinem ganzen Werk als Titel dienen. Während Bi-
libin, Wassnjezoff, Maljutin und andere als Zentrum für ihre
Kompositionen das Moskau der Großfürsten und Zaren, Kiew-
sche Eroberungen und altrussische ornamentale Motive such
ten, wendete Roehrich sein ganzes Können dem Norden zu.
Dorthin flüchteten vor administrativen Quälereien oder
religiösen Verfolgungen die ihren Gefühlen oder Ideen treue
sten Bewohner. Sich selbst überlassen, arbeiteten sie nach
traditionellen Mustern oder vervollständigten sie nach eige
ner Erfindung und setzten so „das hölzerne Rußland”
fort, das die Quelle jeder Originalität in Bau und Dekoration
ist. So dürftig dieses Rußland wegen der Gebrechlichkeit sei
nes Materials ist, so finden sich doch dort die ältesten Mo
delle.
Roehrich verwendet in seinen dem Norden gewidmeten
Werken sehr viel archäologische Wissenschaft. Jede Einzel
heit darin ist von höchster und überzeugendster Wahrheit.
Jenes gewiß einzige Gefühl, das er vom „primitiven Leben” *
hat, erwarb er durch eine stete Handhabung prähistorischer
Gegenstände und die Betrachtungen, welche sie hervorrufen.
Nur bei einzelnen, wenigen Bildern von Roehrich kann
man die Epoche des Geschilderten erkennen. Die meisten
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