Full text: XXXI. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession Wien - Moderne russische Kunst

stehen außerhalb der Zeit, sie reproduzieren das primitive 
Leben des Urmenschen, sein Verwachsensein mit der Erde 
und der Natur. Auf den Bildern von Roehrich sieht man 
kaum die Menschen. Wie Bäume und Tiere, wie stille Steine 
verstorbener Dörfer sind sie mit den Elementen des Lebens 
in den Nebeln der Vergangenheit verschmolzen. Sie sind 
namenlos. Sie existieren nicht einzeln und es ruft den Schein 
hervor, als ob sie einzeln nie existierten, als ob sie auch 
früher mit den Bäumen und Steinen und mythischen Unge 
tümen des Altertums ein gemeinsames Leben führten. 
Auf diesen Bildern, die in der dunkeln Pracht der alten 
Mosaiken glitzern oder durch blasse Wellen übergossen sind, 
schimmert nur manchmal der Mensch, oder er läßt sich nur 
ahnen. Aber halbsichtbar oder unsichtbar, er ist doch über 
all. Mag es eine menschenleere Landschaft sein: die öde 
Natur des Nordens, ein Hain — ein Tierornament, oder ein 
düsteres Heiligenbild, oder eine einfache Skizze, die uns ein 
Märchen der russisch-byzantinischen Ornamentik erzählt — 
gleichwohl — der Unsichtbare, der Halbsichtbare — er ist da. 
Wer ist er? Welche Zeitalter spiegeln sich in seiner 
blinden Seele? Er ist der Urmensch, der ursprüngliche 
Barbar der Erde, und zu ihm bringt Roehrich uns zurück, 
uns, die wir den Kult der Persönlichkeit verkündet haben. 
National-historische Motive sind für Roehrich nur Dekoration; 
strenger genommen, ist er international, weil seine Gestalten 
uns in die entferntesten Weiten der unpersönlichen Vergangen 
heit, in die Tiefen des prähistorischen Seins, zu den Urquellen 
des Volksschicksales zurückführen. 
Unter den Bildern Roehrichs gibt es solche, die der Pinsel 
zart liebkosend strich und wo er liebevoll, bedacht alle Details
	        
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