schimpfen jetzt über die neueren, frecheren, weil sie fühlen,
daß sie die eingenommenen Positionen verlassen müssen.
Wie oben gesagt, scheinbar stehen sie abseits von der
nationalen Kunst; denn auch sie sind national in der Wahl
der Farbenkombination, in der Bearbeitung der russischen
dekorativen Motive; auch sind sie die Verkünder jenes Pri
mitivismus, welchen die moderne Malkunst erlangte. Der
französische Neoimpressionismus ist äußerlich; Farbe als
Selbstzweck ist sein Credo. Seitdem auf den Bildern Gauguins
weiße Mittagslichter und saphirene Schatten aufleuchteten
und in den Stilleben Cözannes sich orangefarbige und lila
Akkorde entzündeten, strebt die moderne französische Malerei
immer mehr den Zauber der farbigen Visionen an. Nur allein
Maurice Denis vereinigt den Impressionismus mit lyrischer
Träumerei, dekorativen Zauber mit der Musik der Stimmung.
Die russischen Impressionisten, die zweifellos unter dem
Einflüsse der französischen Schule stehen, sind auch Sym
phoniker der Farbe, wenn sie auch eine russische Symphonie
dabei anstimmen. Jedoch stehen sie Maurice Denis näher.
Und die Neuen, die Jüngsten, die bebend in der Kunst
neue Bahnen suchen, stolpern, fallen, erheben sich und suchen
wieder, um ihr eigenes „Ich” zu finden. Bei ihnen der
selbe Drang zum Primitivismus, dieselbe Verliebtheit in den
Zauber der Farben und Linien wie bei ihren französischen
Zeitgenossen. Aber sie besitzen noch etwas intimeres,
tieferes, russisches. Die buntfarbigen — smaragdenen, roten,
blauen — Wasserfälle Milliotis; die märchenhaften Durch
sichtigkeiten von Ssudejkin; die Theaterskizzen von Ssa-
punoff und die Frühlingsnebel von Krymoff — sie sind alle
vielleicht interessanter vom Standpunkte der intimen Poesie