als vom rein malerischen. Jedenfalls erzielen sie ihre Wirkung
nicht durch äußere physische Mittel; in den farbigen Akkorden
sind meistens komplizierte, heiße Geständnisse. Die Erzäh
lung, der stoffliche Inhalt fehlt, die Bestimmtheit der Ge
stalten ist verworfen; aber das ist nur die Frage der Form,
des Griffes; die schöpferische Absicht bleibt immer ideell-sym
bolisch. So sind die Werke von Dossjekin, Ssapunoff,
Ssudejkin, Theofilaktow, Mussatoff. „Millioti ist weniger
unmittelbar, weniger geheimnisvoll, aber gewiß ein viel reiferer
und erfahrenerer Maler. Er beherrscht die Form, die Zeich
nung, die Farbenharmonie sicher. Seine Bilder sind plastisch.
Aber sie enthalten ebenfalls den Lyrismus der zarten Sym
bolik, den klangvollen Rhythmus ,der Geständnisse’ von Ver
laine und der paradiesischen Haine’ von Baudelaire.” So
charakterisiert der russische Kunstkritiker S. Makowsky die
Kunst Milliotis.
Eher als einen Mangel denn einen Vorzug muß man oft
die Kompliziertheit der symbolischen Themen betrachten.
Besonders bei der Vereinfachung der Technik kann dieser
Sieg über die Materie das Gleichgewicht stören. Deshalb kann
sich die Malerei in der Richtung der „Entmaterialisierung”,
welche den modernen Primitivismus begeistert, kaum weiter
entwickeln. Er ist nur zu betrachten als ein Protest, als
natürliche Reaktion gegen die Ohnmacht der Vorgänger in
den dekorativen Absichten und der Technik. Aus dem Nebel
des modernen radikalen Primitivismus, der bebend zart in
seiner Unklarheit, müssen jetzt große klare Sterne hervor
treten. Der Neoimpressionismus wartet auf den Ersatz.
Wien, im November 1908 .
D B - LEO SOKOLOWSKY.