26
und die Endglieder: H. 0'78 m. Br. 0’66 m. Die Entwürfe entstanden
1868; am 7. Dezember 1869 war der Zyklus vollendet. Schwind
dachte sich denselben in einem offenen Rundtempel am Ufer des
Starnberger Sees aufgestellt.
Schwind erzählt das Märchen folgendermaßen in einem Briefe an den
ihm befreundeten Dichter Eduard Mörike: „Fontes Melusinae, der Brunnen
der Melusina. Melusina. aus dem Geschlechte der Wasserfeen, wird der
Sage nach von einem Grafen Lusignan an einem einsamen Waldbrunnen
gefunden. Trotz der Warnungen ihrer Schwestern erhört sie dessen
Liebeswerben und verlobt sich ihm. Mit glänzendem Gefolge erscheint
sie im Tal zum frohen und mißliebigen Staunen der Verwandten und
Diener des Grafen und wird die Seine am Altar. Am ersten Morgen
auf der Burg nimmt sie ihrem Gatten den Schwur ab, unter Androhung
ewiger Trennung, sie nie zu stören, wenn sie sich allmonatlich in das
geheimnisvoll über Nacht entstandene Haus zurückzieht, wo sie im
angebornen Element neue Kraft und Jugend atmet. Im reichsten Ehe
glück, gesegnet mit sieben Kindern, genügt das abergläubische Geschwätz
des Gesindes — das Kinder und Verwandte belauschen —, Neugierde
und Mißtrauen des Mannes anzufachen. Eidbrüchig — läßt er sich ver
leiten, die geheimnisvolle Halle zu betreten. Jammer und allgemeine
Flucht, der Einsturz des Hauses sind das Ende seiner glücklichen Ehe.
In einsamer Nacht wird nur noch von Zeit zu Zeit eine trauernde Gestalt
an der Wiege der jüngsten Kinder gesehen. Er ergreift den Pilgerstab,
und von Sehnsucht gepeinigt, treibt es ihn an den wohlbekannten
Waldbrunnen, wo er die Entflohene findet. Nach Nixensatzung küßt sie
ihn zu Tode unter dem Wehklagen ihrer Schwestern.“
SEGANTINI GI0VANNI SEGANTINI, * 15. Januar 1858 in Arco,
f 29. September 1899 in Pontresina. Schüler der
Brcraakademie in Mailand, bildete er sich selbständig weiter in den Bergen
von Brianza. 1888—94 in Savognin, seit 1894 in Maloja tätig.
135 DIE BÖSEN MÜTTER. Vorn rechts schwebt, mit den Haaren am
Baume aufgehängt, die Gestalt einer Frau in den Folterqualen der
Reue. Über die kalte Mutterbrust beugt sich ein kleines Kinder
köpfchen. Weiter links im Hintergründe sieht man eine Reihe herz
loser Mütter in gleicher Weise bestraft. Vollkommenste Schöpfung
im Kreise der sogenannten Nirväna-Bilder. Ein Zeichnungsentwurf
trägt den Titel „Kindesmörderinnen“. Leinwand. H. 1‘05 m. Br. 2 m.
Bez. rechts unten: G. Segantini 1894. Widmung der Vereinigung
bildender Künstler Österreichs „Sezession“.
136 FRÜHLINGSWEIDE. Leinwand. H. 0‘99 m. Br. 1’56 m. Bez. rechts
unten: G. S. 1898.