Full text: Mitteilungen aus der Österreichischen Staatsgalerie (H. 1, 1917)

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und die Endglieder: H. 0'78 m. Br. 0’66 m. Die Entwürfe entstanden 
1868; am 7. Dezember 1869 war der Zyklus vollendet. Schwind 
dachte sich denselben in einem offenen Rundtempel am Ufer des 
Starnberger Sees aufgestellt. 
Schwind erzählt das Märchen folgendermaßen in einem Briefe an den 
ihm befreundeten Dichter Eduard Mörike: „Fontes Melusinae, der Brunnen 
der Melusina. Melusina. aus dem Geschlechte der Wasserfeen, wird der 
Sage nach von einem Grafen Lusignan an einem einsamen Waldbrunnen 
gefunden. Trotz der Warnungen ihrer Schwestern erhört sie dessen 
Liebeswerben und verlobt sich ihm. Mit glänzendem Gefolge erscheint 
sie im Tal zum frohen und mißliebigen Staunen der Verwandten und 
Diener des Grafen und wird die Seine am Altar. Am ersten Morgen 
auf der Burg nimmt sie ihrem Gatten den Schwur ab, unter Androhung 
ewiger Trennung, sie nie zu stören, wenn sie sich allmonatlich in das 
geheimnisvoll über Nacht entstandene Haus zurückzieht, wo sie im 
angebornen Element neue Kraft und Jugend atmet. Im reichsten Ehe 
glück, gesegnet mit sieben Kindern, genügt das abergläubische Geschwätz 
des Gesindes — das Kinder und Verwandte belauschen —, Neugierde 
und Mißtrauen des Mannes anzufachen. Eidbrüchig — läßt er sich ver 
leiten, die geheimnisvolle Halle zu betreten. Jammer und allgemeine 
Flucht, der Einsturz des Hauses sind das Ende seiner glücklichen Ehe. 
In einsamer Nacht wird nur noch von Zeit zu Zeit eine trauernde Gestalt 
an der Wiege der jüngsten Kinder gesehen. Er ergreift den Pilgerstab, 
und von Sehnsucht gepeinigt, treibt es ihn an den wohlbekannten 
Waldbrunnen, wo er die Entflohene findet. Nach Nixensatzung küßt sie 
ihn zu Tode unter dem Wehklagen ihrer Schwestern.“ 
SEGANTINI GI0VANNI SEGANTINI, * 15. Januar 1858 in Arco, 
f 29. September 1899 in Pontresina. Schüler der 
Brcraakademie in Mailand, bildete er sich selbständig weiter in den Bergen 
von Brianza. 1888—94 in Savognin, seit 1894 in Maloja tätig. 
135 DIE BÖSEN MÜTTER. Vorn rechts schwebt, mit den Haaren am 
Baume aufgehängt, die Gestalt einer Frau in den Folterqualen der 
Reue. Über die kalte Mutterbrust beugt sich ein kleines Kinder 
köpfchen. Weiter links im Hintergründe sieht man eine Reihe herz 
loser Mütter in gleicher Weise bestraft. Vollkommenste Schöpfung 
im Kreise der sogenannten Nirväna-Bilder. Ein Zeichnungsentwurf 
trägt den Titel „Kindesmörderinnen“. Leinwand. H. 1‘05 m. Br. 2 m. 
Bez. rechts unten: G. Segantini 1894. Widmung der Vereinigung 
bildender Künstler Österreichs „Sezession“. 
136 FRÜHLINGSWEIDE. Leinwand. H. 0‘99 m. Br. 1’56 m. Bez. rechts 
unten: G. S. 1898.
	        
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