Full text: Mitteilungen aus der k.k. Österreichischen Staatsgalerie (H. 2/3, 1918)

4 
Zeichnungen in Skizzenbüchern und auf Einzelblättern (Nr. 96—106). 
In den Zeichnungen wird eine, dem Kunstfreunde fast unbekannte 
Seite des Schaffens Waldmüllers erschlossen. Daß auch andere und 
vornehmlich jene Künstler, welche wie die Nazarener und Romantiker 
in ihren Zeichnungen Besonderes und Eigenartiges zu geben vermögen, 
mit solchen charakteristischen Arbeiten in der Sammlung vertreten 
sein sollen, wurde im Plane der Neuerwerbungen sehr berücksichtigt; 
den Zeichnungen wurde ein eigener Raum in der Ausstellung gewidmet. 
Die Anlage einer Sammlung älterer österreichischer Kunst ist 
neben der Ausgestaltung der eben besprochenen Gruppe die zweite, 
wichtige Aufgabe der Staatsgalerie. Mit Ausnahme einer kurzen, gelegent 
lichen Aufstellung einiger gotischer Skulpturen, unter welchen die 
herrliche „Krumauer Madonna“ hervorragte, im großen Saale des 
unteren Belvederes, konnte bisher der Öffentlichkeit noch keine 
rechte Vorstellung von der Sammeltätigkeit der Galerie auf diesem 
Gebiete gegeben werden. Die Sonderausstellung ist ein erwünschter 
Anlaß, zumindest mit den seit 1916 erworbenen Werken darauf hin 
zuweisen. In überwiegender Zahl und Bedeutung erscheinen darunter 
die Kunstwerke aus gotischer Zeit; namentlich seien ein frühes böhmisches 
Tafelbild, zwei in der Literatur bisher völlig unbekannte Gemälde 
unseres bedeutendsten gotischen Meisters: Michael Pachers und mehrere 
steirische Skulpturen des 15. Jahrhunderts hervorgehoben; das 18. Jahr 
hundert ist durch einige charakteristische Beispiele in bescheidenerem 
Maße vertreten. 
Dem Österreichischen Staatsgalerievereine ist durch seine Er 
werbungen eines vorzüglichen Gemäldes eines Wiener Meisters vom Ende 
des 15. Jahrhunderts, eines kostbaren Bildes von Wolf Huber von 
1519 und des Hauptwerkes des Wiener Barockplastikers Dorfmeister 
eine außerordentliche Bereicherung jener beiden wichtigsten Gruppen 
der älteren heimischen Kunst in der Galerie, der Gotik und der 
Barockzeit, zu verdanken. Diese und die anderen neuen Ankäufe des 
Staatsgalerievereines (Waldmüller, Karl Schindler, Lenbach und Makart) 
sind in die nach historischen und sachlichen Gesichtspunkten gegliederte 
Ausstellung eingereiht worden; seine früheren Erwerbungen, Wald 
müllers Kinder vor der Fronleichnamsprozession, das Bildnis der 
Stiefmutter von Feuerbach und Manets Wandermusikant sind seit 
Jahren eine Zierde der Galerie. Ein so inniges Zusammenwirken des 
Vereines, dessen Bestrebungen unter dem Schutze des Kaisers stehen, 
mit der Galerie bildet, beispielgebend für die Allgemeinheit, eine der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.