Full text: Das Wiener Portrait in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts: April - Mai 1905

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o des von ihnen mehr religiös als künstlerisch empfundenen Werkes, dem o 
o anhebenden Brauche gemäß, knieend zu Füßen der Heiligen malen lassen, o 
o Gleichzeitig tauchen schon in Italien Einzelbildnisse berühmter Person' o 
o lichkeiten auf, des Franz von Assisi und Antonius von Padua, großer o 
o Päpste und gewaltiger Condottieri, Dantes, Petrarcas und seiner schönen o 
g Laura. Das fünfzehnte Jahrhundert stellt dann, unter flandrischem Ein' o 
o fluß, neben den festlichen Stil des Repräsentationsporträts im Fresko das o 
o intim realistische Einzelporträt als Tafelbild. Die Entwicklung läuft o 
o weiter: man verläßt die Profilstellung, an der durch die jahrhundertalte o 
o Herrschaft der Medaille festgehalten wurde, öffnet den Hintergrund in o 
g eine Landschaft, nimmt die Hände ins Porträt auf, vergrößert es vom o 
o Brustbild bis zur Darstellung in ganzer Figur, von der Vasari irrtümlich o 
o behauptet, Tizian hätte sie als erster versucht. Und was es bisher gewesen, o 
o bleibt das Porträt auch künftig, über die Barocke, das Rokoko, bis hinein o 
o in das vorige Jahrhundert: ein Spiegel der Zeit. Die äußere Erscheinung o 
o läßt den herrschenden Typus erkennen: hochgewachsen, schlank, blond o 
o oder kurz, stämmig, von bräunlicher Färbung. Die Geberde verrät die o 
g Stellung der Menschen zum Leben. Womit sie sich aber im Bilde um/ o 
g geben, mit Statuen oder Musikinstrumenten, mit Büchern oder Waffen, o 
o mit Blumen oder Totenschädeln, ob sie in einem Garten oder zwischen o 
g Säulen stehen, vor matt getöntem Grund oder neben Fauteuils und Por' o 
g tieren: das deutet auf ihren Geschmack, ihren Besitz und ihre Sehnsucht, o 
o Wer Augen hat, versteht in einer Porträtgalerie wie in der Kulturgex g 
o schichte zu lesen. □ o 
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O III. o 
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g □ Im allgemeinen Gang der Entwicklung ist die Pflege des Porträts g 
g besonders an zwei Momente gebunden. Zunächst an ein ästhetisches, g 
g Der Realismus betont das Individuelle im dargestellten Objekt, der Stilis' g 
g mus im darstellenden Subjekt. Daher wird das Porträt in realistischen o 
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