Full text: Wilhelm Bernatzik

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Dem Wunsch nach einer Vorrede kann ich nicht nach^ 
kommen, denn es widersteht mir, über den künstlerischen 
Wert eines Mannes kühl ab wägend zu sprechen, der 
noch vor kurzem in der Kampfreihe neben mir stand. 
Ich kann nur von persönlichen Erinnerungen, die 
mit Wilhelm Bernatzik Zusammenhängen, erzählen. 
Möglich, daß sie jenen nicht ganz unwillkommen sind, 
die in späteren Tagen berufen sein werden, das Bild 
des Künstlers zu rekonstruieren. Denn es ist nicht 
wahr, daß der Künstler restlos aus seinem Werke zu 
erkennen sei. Heute weniger denn je. Und gerade 
bei Wilhelm Bernatzik ist es mir stets vorgekommen, 
als wäre nur ein Teil seines Wesens in seinem Werke 
zum Ausdruck gelangt, und als könne der sichtbar 
gemachte Teil seiner Natur nur durch den unausge^ 
sprochen gebliebenen vollends erfaßt werden. Und ist 
die Wirkung eines Künstlers auf seine Mitstrebenden 
nicht auch ein wichtiges Dokument für seine Wertung? 
Ich erinnere mich noch lebhaft des Eindrucks, den 
Bernatziks „Versehgang“ uns jungen Leuten bei der 
Jahresausstellung des Künstlerhauses 1887 machte. VieL 
leicht wird die Kunstwissenschaft einmal feststellen, daß 
das Bild keines seiner Hauptwerke sei. Uns aber galt 
es damals als eine Mahnung zur Selbstbefreiung, als
	        
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