Full text: Wilhelm Bernatzik

ein Beweis dafür, daß man ein Wiener Maler sein 
und sich doch von der geaichten Kunstmarktschablone 
befreien könne* Ich kannte Bernatzik damals nicht 
persönlich, aber ich liebte dieses Bild, mehr als den 
„heiligen Bernhard“, weit mehr als die „Kloster^ 
werkstätte“. Fortan waren unsere jungen Augen voll 
Erwartung auf ihn gerichtet. In einer Gschnasausstellung 
war damals ein Bild, weiß Gott von wem, zu sehen, 
das das Künstlerhaus in winterlichem grauen Morgen 
zeigte. Die Stützen des Kasinos traten von einer ver^ 
längerten Tarocksitzung aus dem Haus, vor dem frierend 
Bernatzik saß und mit Fäustlingen an den Händen eine 
Studie des grauenden Wintermorgens malte. Also ein 
Mann, an dem man vor allem seinen Fleiß zu ver^ 
spotten für nötig fand. Und unsere Achtung und Er^ 
Wartung stieg. 
Es kam der „Herbst“ und war ein großer Erfolg. Nur 
nicht bei uns jungen Leuten. W ir warteten auf ganz andere 
Erlösertaten Bernatziks. Bald darauf lernte ich ihn 
persönlich kennen und einsehen, daß dieser Mann, der 
ein schweres, rätselhaftes Leiden in seinem Körper 
trug, nie zur vollen Entwicklung gelangen werde. Dieses 
Leiden erklärt sein Verhalten und Benehmen: die 
ewige Hast; den unheimlichen Drang, den Gang der
	        
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