ein Beweis dafür, daß man ein Wiener Maler sein
und sich doch von der geaichten Kunstmarktschablone
befreien könne* Ich kannte Bernatzik damals nicht
persönlich, aber ich liebte dieses Bild, mehr als den
„heiligen Bernhard“, weit mehr als die „Kloster^
werkstätte“. Fortan waren unsere jungen Augen voll
Erwartung auf ihn gerichtet. In einer Gschnasausstellung
war damals ein Bild, weiß Gott von wem, zu sehen,
das das Künstlerhaus in winterlichem grauen Morgen
zeigte. Die Stützen des Kasinos traten von einer ver^
längerten Tarocksitzung aus dem Haus, vor dem frierend
Bernatzik saß und mit Fäustlingen an den Händen eine
Studie des grauenden Wintermorgens malte. Also ein
Mann, an dem man vor allem seinen Fleiß zu ver^
spotten für nötig fand. Und unsere Achtung und Er^
Wartung stieg.
Es kam der „Herbst“ und war ein großer Erfolg. Nur
nicht bei uns jungen Leuten. W ir warteten auf ganz andere
Erlösertaten Bernatziks. Bald darauf lernte ich ihn
persönlich kennen und einsehen, daß dieser Mann, der
ein schweres, rätselhaftes Leiden in seinem Körper
trug, nie zur vollen Entwicklung gelangen werde. Dieses
Leiden erklärt sein Verhalten und Benehmen: die
ewige Hast; den unheimlichen Drang, den Gang der