D ie jungen französischen, österreichischen und deutschen Maler,
die ihre Werke zum erstenmal in Wien ausstellen, sind mehr
oder weniger durch dieselben Anschauungen verbunden, sei es die
der Impressionisten oder jene, die von Cezanne herkommt. Sie sind
durchaus keine Anarchisten in der Kunst. Vielmehr kommt die Tra/
dition bei ihnen reiner zum Ausdruck als in dem degenerierten Klassik
zismus der Akademien. Sie streben nach einem Stil, der die Gesetze
der Natur und die Elemente des Daseins zu einem tiefen und wahr./
haften Ausdruck bringt und stehen in vertrautester Verbindung mit
dem Geist ihrer Zeit. In ihrer Malerei triumphieren die neuen und
reinen Expressionen der Raumformen über das Anekdotische und
Genrehafte der akademischen Kunst.
Die Impressionisten formten die Gegenstände im Raume in vollem
Licht: sie malten diesen Raum selbst, die ihn -gestaltenden atmo/
sphärischen Einflüsse, malten ' die Luft, welche alle Dinge umfließt.
Die Theorie von Chevreuil über die komplementären Farben bestätigte
vollauf ihre Bestrebungen, die Vibrationen des Lichtes auf der Leim
wand festzuhalten. Der Mangel dieser Kunst des zu höchster Stärke
und Feinheit wunderbar gesteigerten Lichtes war jedoch, daß er die
Einbildungskraft in der Malerei unterdrückte, und es war erst das
Verdienst Cezannes, daß er, indem er die künstlerische Konzeption
über den Natureindruck stellte, jeden gemalten Gegenstand zu einem
höheren Typus erhob. Er identifizierte die Kunst nicht mit der Natur,