Die Raumvorstellungen der europäischen Expressionisten sind
ebenso Konzeptions', wie Visionsausdrücke. Die subjektive Ausdrucks'
weise der sinnlich wahrgenommenen Formen schließt bei Van Dongen
oder Tappert das objektive Charakterisieren keinesfalls aus. Manche,
wie Melzer, verarbeiten die subjektive Auffassung des Bildes zu einer
Arabeskenkomposition oder zur originellsten Organisation der Fläche
wie etwa Friesz, Vlaminck, Kars, Richter, Cesar Klein und der
klassizistisch komponierende von Knapitsch. Der Portugiese de Souza
Cardoso bietet eine exotische, im Ausdruck koloristisch intensive,
dekorative Interpretation des Motivs; in kondensierten Formen generalis
sierte malerische Schilderungen geben Bato und Rappaport. Schließlich
äußert sich bei den Franzosen Burty, Marchand, Lhote, Leger, sowie
bei dem Russen Kisling, eine vollständig plastische Vision, die im
Kubismus ihren Ausgang findet. Orthodoxe Symbolisten sind Kandinsky
und Morgner. Ihre Kunst ist weltentrückt. Das Symbolische der Er'
scheinungen bringen sie in abstrakten Formen und Farbensymphonien.
Die neuen Strömungen in der Skulptur sind durch die beiden
neben Mafllol interessantesten Plastiker der jungen Generation ver'
treten, durch Despiau und Nadelmann. Beide reagieren gegen den
Naturalismus, der in der Plastik nur eine Entartung war. Despiau
nähert sich den Florentinern des Quattrocento, Nadelmann hellenisiert
— aber nur scheinbar. Denn weder der eine noch der andere archaisiert.
Sie sind zur Kunst mit keiner fertigen Formel, mit keinem Stil'
begriff a priori gekommen. Die tiefsten Studien gehen ihren Werken
voraus, die vom Episodischen befreit, sich nicht nur durch die Schönheit
der Verhältnisse, sondern insbesondere auch durch die „sensibilite
aigue“ auszeichnen.
Paris.
ADOLPHE BASLER.