Full text: Gedächtnis-Ausstellung Eugen von Kahler

Orient Zurückkehrenden wurde der ganze Schatz seines Innern ge« 
lockert und befreit; seit er das Drüben wußte, ward ihm Europa 
heimlich und gab ihm Form. Was früher als chimärische Ahnung seines 
Auges heraufkam, nur geistig genährt aus seinen geliebten Büchern: 
der Bibel und den Erzählungen der tausend und einen Nächte, erhielt 
nun von der orientalischen Gegenwart Leib und kräftigere Sinnliche 
keit. Und jetzt entstanden in fieberhafter Anspannung jene dichten 
Gebilde der letzten Zeit: Landschaften, Akte, gesehene Märchen, in 
welche alles zu einer einigen Welt zusammenströmen durfte, Natur 
und Wissen, Arbeit und Liebe, ererbter und erworbener Reichtum. 
Nicht unerwähnt darf hier die Zärtlichkeit bleiben, mit der er 
das böhmische Land, seine „spätere Heimat", wie er es nannte, 
menschlich und künstlerisch umfangen und in einer seiner letzten 
Visionen mit seinen orientalischen Vorstellungen verschmolzen hat. 
Was in Eugen von Kahlers hinterlassenem Werk vollendet, was 
unvollkommen erscheint, ist zu erwägen dies nicht der Ort. Die eine, 
in unsrer Zeit so überaus seltene Ehre bleibt ihm gewiß, daß es ernst, 
wahrhaftig und in seinem Schöpfer notwendig gewesen ist. 
Dr. E. K. 
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