Full text: Privatsammlung Dr. Oskar Reichel Wien

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UBER MEINE BILDER. 
Von Dr. Oskar Reichel. 
MOTTO: L’art de peindre est l’art d'exprimer l’invisible 
par le visible. (Eugene Fromentin.) 
D as was ich heute zeige, ist keine Sammlung — es ist vielmehr 
ein Protest gegen eine solche, gegen den vielfach verbreiteten 
Gebrauch der Zusammenstellung sogenannter Kunstwerke, ein 
Protest gegen die Mehrzahl der Künstler, gegen die offiziellen Aus^ 
Stellungen und gegen die wahllos kaufende Menge. 
Es ist nicht die Aufgabe des Einzelnen, ja es steht ihm nicht 
zu, Galerien zu konkurrenzieren, es ist eine lächerliche Eitelkeit, Werte 
in Form von Kunstwerken möglichst vollständig nach Namen gex 
ordnet aufzustappeln; dem Einzelnen steht es aber zu, Werke der 
bildenden Künstler so wie die der Musiker und der Dichter zu ge^ 
nießen und dadurch sich einen Ersatz zu schaffen dafür, was ihm 
selbst zum schaffenden Künstler fehlt, also dessen Schöpfung mit* 
zu erleben. 
Um dem Verständnis der Werke bildender Künste näher zu 
kommen, wird es aber für einen jeden erst der Klarstellung der großen 
Frage bedürfen, was denn die Kunst soll und im Besonderen für 
ihn soll. Das Wort „Kunst“ selbst ist meines Erachtens nach ein 
höchst unglückliches, denn Kunst kommt von „Können“, hat aber 
mit dem Können allein nichts zu tun. Das Können, das Handwerk, 
ist allerdings die Sprache, die dem Beschauer das Werk vermittelt, 
darf aber mit der Schöpferkraft nicht verwechselt werden. Ich würde 
am liebsten das Wort Künstler durch „Schöpfer“ und Kunstwerk 
durch „Schöpfung“ ersetzen. Es ist selbstverständlich, daß Van Gogh
	        
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