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i dankt Cezanne unendlich viel. Besonders in seinen Stilleben ist dessen i
Einfluß unverkennbar und Gauguin hat ihn nie geleugnet. Gerade in
diesen Stilleben festigt sich zuerst Gauguins Stil: er lernt ein Bild über
die Realität hinausentwickelt als einen restlos ausklingenden Akkord von
Farben und Linien hinzusetzen. Bei seinen Aufenthalten in der Bre-
tagne 1886 und in Martinique (Antillen) 1887 akzentuiert sich dieses
Bestreben nach großen Farbenmassen, das Bestreben, farbig vereinfachte
und doch fein abgestufte Werke zu schaffen.
DD 1888—1890 findet er in wiederholten Aufenthalten in Pont-Aven
in der Bretagne all die Elemente, deren er bedurfte, um das große
Werk seiner späteren Tahitibilder zu schaffen. Sein Stil hatte sich
mit der Zeit immer mehr vereinfacht. Er suchte die unendlichen Ein-
zelheiten der Erscheinung in kühnem Wurf zusammenzufassen, indem
er zuerst die Hauptkontouren mit dünnen, blauen Strichen auf der
Leinwand festsetzte, dann die einzelnen Flächen mit den dominierenden
Farben ausfüllte, um die Leinwand möglichst schnell bedeckt zu be-
kommen; zuletzt baute er die einzelnen Farbengruppen im einzelnen
aus. Gauguin scheute sich durchaus nicht, im Interesse der Harmonie
des Ganzen die einzelnen Farbentöne im Vergleich zur Natur zu über-
treiben. Ein leuchtendes Gelb, ein warmes Lachsrot mit Violett ge-
paart begegnet jetzt immer häufiger. In Anlehnung an die primitiven
Meister wendet er sich von dem naturalistischen Glaubensbekenntnis
seiner Pissarro-Periode vollkommen ab. „Wenn ihr das Meer malen
wollt, kehrt ihm den Rücken zu“. Das ist ein Paradoxon, das sagen
will, daß man nicht mikroskopisch genau sehen darf, wenn man große
Einheiten schaffen will. In der Bretagne vertiefte sich Gauguin in die
mystischen Tiefen der bretonischen Volksseele: der „gelbe Christus“
der Sammlung Fayet, der Kalvarienberg der Sammlung Fabre und
„Jakob und der Engel“ bei Meilheurat zeigen, wie die mystischen Ideen
Gauguins Seele in jener Zeit erfüllten. Doch war für Gauguin die
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