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Plätzen und in finstern Gassen, mit fahlen, schmutzigen Giebeln,
auch Akte in schweren, sich fast dem Schwarz nähernden Farben
und tieftönige, saftige Stilleben, gewiß roher als die von HEDA,
VAN BEYEREN und DE HEEM, aber großartiger in Anschauung
und von gewaltigerer Farbenkraft. Ebenso satte Töne hat sie wie
Breitner, aber noch tiefer, noch schwerer. Sie ist keine Frau in
ihrem Werk, sondern eine große Persönlichkeit.
Ihnen schließt sich WILLEM DE ZWART an, ein Schüler
von Jacob Maris, von den ihn aber vieles trennt. Auch bei ihm
sehen wir eine Leidenschaft für Farben, die die blanke Zartheit des
Jacob nicht aufkommen läßt. Zu seinem Genre gehören Winter-
und Strandlandschaften, Kühe und auch Blumenstücke. Es ist ein
höchst talentvoller Maler.
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Zu den größten unserer graphischen Meister darf sicher
MARIUS ALEXANDER BAUER gerechnet werden, der auch Maler
und Aquarellist ist. Der Orient, das Heilige Land und Nordafrika
boten ihm reichlich Stoff für sein Gefühl für das architektonisch
Schöne. Nicht so sehr die Farbe, sondern die Bewegung, die Stim
mung und der scharfe Gegensatz zwischen Licht und Schatten
fanden in ihm einen meisterlichen Verehrer. Er ist eine Ausnahme
unter unseren Künstlern und nimmt daher einen ganz besonderen
Rang ein. Forsch und subtil, empfindsam und robust spricht sich
sein romantischer Sinn in seinen prächtigen Rembrandt-artigen Radier
arbeiten aus.
WILLEM BAST1EN THOLEN, Schüler von Gabriel, ist
schwerer, aber auch oft nüchterner, kühler im Ton als sein Lehrer.
Seine Blicke in Fleischereien, seine Zuiderseestücke, seine Boote
und Kinderporträts fesseln nicht beim ersten Anblick. Tholens Farbe
ist etwas matt, etwas arm und läßt ein wenig kalt, aber oft erreicht
er etwas Magistrats.
Ein ebenfalls sehr erfahrener Maler ist MARIUS VAN DE
MAAREL aus der Schule der Maris’. Sehr gute und vornehme
Porträts, Blumenstilleben von dekorativem Effekt, in denen glücklich
gewählte Farbenverhältnisse auffallen, brachte seine Hand hervor.
Auf GEORGE POGGENBEEK haben die Haagschen Meister
großen Einfluß gehabt. Sein Werk ist stark auf Willem Maris sowie
Anton Mauve basiert und ist äußerst gefühlvoll.