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Sicherlich kein geringes Talent hat JAN TOOROP als ihm
eigen bewiesen. Er steht vielleicht ein wenig außerhalb unserer so
positiven Zeit als mächtiger und ungemein feiner Zeichner symbo
lischer Vorstellungen. In Oesterreich kann eigentlich allein KLIMT
neben ihn gestellt werden. In seiner ersten Zeit sprach er seine
Gedanken in symbolischer Form aus, doch wurde diese später durch
tief gefühlte Porträts verdrängt. Als Landschaftsmaler ist er ein
Suchender. Mit CLAUS und VAN RYSSELBERGHE übte er das
Pointille. Als Porträtist ist er unserer Meinung am größten.
Auch THERESE VAN DUYL-SCHWARTZE nimmt als Por
trätmalerin einen vornehmen Platz ein. Sie unterscheidet sich jedoch
durchaus von Toorop. Für diesen ist die Charakterausbildung, die
Wiedergabe des Seelenlebens Hauptsache, während seine besten
Porträts blanke Bleistiftzeichnungen sind. Therese Schwartze hat ein
virtuoses Talent, brillante Farbe und ein offenes Auge für hübsche
Farbenharmonien. Ihre Damenporträts sind am schönsten, da findet
sie dankbarere Sujets für Farbenpracht. Als Pastellmalerin hat sie
überdies Großes geleistet. Wie bei jedem Porträtisten ist auch ihre
beste Arbeit diejenige, die nicht auf Bestellung angefertigt wurde,
das heißt, wo der Künstler (hier die Künstlerin) sich frei ohne
irgendwelchen Konzessionszwang geben konnte.
JÜNGERE MALER
Bei ihnen kann man nicht von einer Schule, einer bestimmten
Richtung sprechen. Zwar leben eine Menge der Jüngeren in Gruppen
beieinander, wie zum Beispiel in Laren, aber große Leitung, ein
Lehrer, um den sie sich scharen könnten, fehlt ihnen. Toorop hat
wohl einige Satelliten, doch bleibt abzuwarten, ob deren Zu-ihm-
halten von bleibender Art sein wird. Jeder sucht nach etwas
anderem, trachtet eine seinem Charakter zusagende Richtung zu
finden. Vielen geht ein gründliches Studium ab, was doch bei den
Haagschen Meistern die Grundlage der Kunst war. Die verschiedenen
heutigen Strömungen haben auch unsere Jüngeren berührt und nur
allzuoft wird einer zu eigenem Verderben mit hineingezogen. In
dessen auch unter den Jüngeren sind solche, deren Arbeiten ein
großes Gelöbnis für die Zukunft enthalten, oder die schon viel
Gutes leisteten und deren gediegene Eigenschaften auch für die
Folge gute Kunst verbürgen. Von den hier unten aufzuführenden
jüngeren Künstlern haben zahlreiche ein eigenes Feld der Betätigung