Full text: Holländische Kunst von 1870 an

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Sicherlich kein geringes Talent hat JAN TOOROP als ihm 
eigen bewiesen. Er steht vielleicht ein wenig außerhalb unserer so 
positiven Zeit als mächtiger und ungemein feiner Zeichner symbo 
lischer Vorstellungen. In Oesterreich kann eigentlich allein KLIMT 
neben ihn gestellt werden. In seiner ersten Zeit sprach er seine 
Gedanken in symbolischer Form aus, doch wurde diese später durch 
tief gefühlte Porträts verdrängt. Als Landschaftsmaler ist er ein 
Suchender. Mit CLAUS und VAN RYSSELBERGHE übte er das 
Pointille. Als Porträtist ist er unserer Meinung am größten. 
Auch THERESE VAN DUYL-SCHWARTZE nimmt als Por 
trätmalerin einen vornehmen Platz ein. Sie unterscheidet sich jedoch 
durchaus von Toorop. Für diesen ist die Charakterausbildung, die 
Wiedergabe des Seelenlebens Hauptsache, während seine besten 
Porträts blanke Bleistiftzeichnungen sind. Therese Schwartze hat ein 
virtuoses Talent, brillante Farbe und ein offenes Auge für hübsche 
Farbenharmonien. Ihre Damenporträts sind am schönsten, da findet 
sie dankbarere Sujets für Farbenpracht. Als Pastellmalerin hat sie 
überdies Großes geleistet. Wie bei jedem Porträtisten ist auch ihre 
beste Arbeit diejenige, die nicht auf Bestellung angefertigt wurde, 
das heißt, wo der Künstler (hier die Künstlerin) sich frei ohne 
irgendwelchen Konzessionszwang geben konnte. 
JÜNGERE MALER 
Bei ihnen kann man nicht von einer Schule, einer bestimmten 
Richtung sprechen. Zwar leben eine Menge der Jüngeren in Gruppen 
beieinander, wie zum Beispiel in Laren, aber große Leitung, ein 
Lehrer, um den sie sich scharen könnten, fehlt ihnen. Toorop hat 
wohl einige Satelliten, doch bleibt abzuwarten, ob deren Zu-ihm- 
halten von bleibender Art sein wird. Jeder sucht nach etwas 
anderem, trachtet eine seinem Charakter zusagende Richtung zu 
finden. Vielen geht ein gründliches Studium ab, was doch bei den 
Haagschen Meistern die Grundlage der Kunst war. Die verschiedenen 
heutigen Strömungen haben auch unsere Jüngeren berührt und nur 
allzuoft wird einer zu eigenem Verderben mit hineingezogen. In 
dessen auch unter den Jüngeren sind solche, deren Arbeiten ein 
großes Gelöbnis für die Zukunft enthalten, oder die schon viel 
Gutes leisteten und deren gediegene Eigenschaften auch für die 
Folge gute Kunst verbürgen. Von den hier unten aufzuführenden 
jüngeren Künstlern haben zahlreiche ein eigenes Feld der Betätigung
	        
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