Full text: Holländische Kunst von 1870 an

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gefunden und ihre Kunst trägt noch den Charakter der Gediegen 
heit, Geschlossenheit, Solidität, Einheit der Handlung und Farben- 
I pracht, die das Kennzeichen der holländischen Malerei des 17. Jahr 
hunderts war. 
Wir wollen hier nicht alle talentvollen Jüngeren getrennt be 
sprechen, sondern werden sie gruppenweise behandeln, wobei ihre 
Vorwürfe als Ausgangspunkt dienen sollen. 
In keinem Lande hat der Innenraum („Interieur“) so viele 
Schilderer wie in Holland. Dies ist leicht in der Tatsache zu erklären, 
daß auch in keinem Lande das „Binnenhuis“ des Bauern geschmack 
voll eingerichtet ist (Altdelfter Porzellan, schwere Schränke mit 
t prächtiger Holzschnitzerei, glänzendes Kupfer u. s. w.), oder so 
stimmungsvoll ist. 
Unter den Jüngeren nennen wir als Innenraummaler zuerst 
ARTHUR BRIET und KEVER. Zwei äußerst tüchtige Künstler. 
Briet malt den Innenraum als Selbstzweck mit viel Innigkeit ab 
geklärter Farbe und warmem Ton. — Kever, ein höchst gefühl 
voller Kolorist, nimmt ihn als Umgebung für seine Figuren, zum 
Beispiel eine Mutter mit Kindern. In der letzten Zeit hat er sich 
auch dem Blumenmalen zugewendet und darin eine gewaltige Höhe 
erreicht. Er steht als Blumenmaler auf derselben hohen Stufe wie 
FANTIN-LATOUR. — Der jung gestorbene E. VAN BEEVER 
zeigte sich als ein gewissenhafter Künstler im gleichen Genre ; sein 
stimmungsvolles Werk wird nun -— nach seinem Tode — auf den 
vollen Wert eingeschätzt. — Dasselbe Motiv findet man auch in den 
Arbeiten von JAAP DOOYEWAARD und S. GARF, in den ersten 
mit feiner Detaillierung, in den zweiten etwas nach der Art von 
Aug. Allebe, saftig und frisch im Ton und von großer Fertigkeit. 
Auch als Porträtist hat Garf sich durch seine treffende Typierung 
einen Namen gemacht. Er ist ein sehr begabter Künstler, 
DIRK OCKER, dessen Palette vielleicht etwas zuviel auf 
einen warmbraunen Ton gestimmt ist, hat als Innenraummaler — 
er malt nun Nacktfiguren — Großartiges geliefert, worin aber eine 
gewisse Unausgeglichenheit nicht wegzuleugnen ist. — B. LAGUNA 
mutet anfänglich etwas altmodisch an, aber sein richtiges Treffen 
der Atmosphäre, seine gediegenen Eigenschaften und sein koloristi 
sches Talent sind nicht zu verkennen. Auch seine gewissenhaft ge 
malten Blumen (besonders Rosen!) müssen erwähnt werden. 
Willem Roelofs, der große Meister der Haagschen Schule hinter 
ließ zwei Söhne, die beide Maler sind. WILLEM ROELOFS JUN.
	        
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