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gefunden und ihre Kunst trägt noch den Charakter der Gediegen
heit, Geschlossenheit, Solidität, Einheit der Handlung und Farben-
I pracht, die das Kennzeichen der holländischen Malerei des 17. Jahr
hunderts war.
Wir wollen hier nicht alle talentvollen Jüngeren getrennt be
sprechen, sondern werden sie gruppenweise behandeln, wobei ihre
Vorwürfe als Ausgangspunkt dienen sollen.
In keinem Lande hat der Innenraum („Interieur“) so viele
Schilderer wie in Holland. Dies ist leicht in der Tatsache zu erklären,
daß auch in keinem Lande das „Binnenhuis“ des Bauern geschmack
voll eingerichtet ist (Altdelfter Porzellan, schwere Schränke mit
t prächtiger Holzschnitzerei, glänzendes Kupfer u. s. w.), oder so
stimmungsvoll ist.
Unter den Jüngeren nennen wir als Innenraummaler zuerst
ARTHUR BRIET und KEVER. Zwei äußerst tüchtige Künstler.
Briet malt den Innenraum als Selbstzweck mit viel Innigkeit ab
geklärter Farbe und warmem Ton. — Kever, ein höchst gefühl
voller Kolorist, nimmt ihn als Umgebung für seine Figuren, zum
Beispiel eine Mutter mit Kindern. In der letzten Zeit hat er sich
auch dem Blumenmalen zugewendet und darin eine gewaltige Höhe
erreicht. Er steht als Blumenmaler auf derselben hohen Stufe wie
FANTIN-LATOUR. — Der jung gestorbene E. VAN BEEVER
zeigte sich als ein gewissenhafter Künstler im gleichen Genre ; sein
stimmungsvolles Werk wird nun -— nach seinem Tode — auf den
vollen Wert eingeschätzt. — Dasselbe Motiv findet man auch in den
Arbeiten von JAAP DOOYEWAARD und S. GARF, in den ersten
mit feiner Detaillierung, in den zweiten etwas nach der Art von
Aug. Allebe, saftig und frisch im Ton und von großer Fertigkeit.
Auch als Porträtist hat Garf sich durch seine treffende Typierung
einen Namen gemacht. Er ist ein sehr begabter Künstler,
DIRK OCKER, dessen Palette vielleicht etwas zuviel auf
einen warmbraunen Ton gestimmt ist, hat als Innenraummaler —
er malt nun Nacktfiguren — Großartiges geliefert, worin aber eine
gewisse Unausgeglichenheit nicht wegzuleugnen ist. — B. LAGUNA
mutet anfänglich etwas altmodisch an, aber sein richtiges Treffen
der Atmosphäre, seine gediegenen Eigenschaften und sein koloristi
sches Talent sind nicht zu verkennen. Auch seine gewissenhaft ge
malten Blumen (besonders Rosen!) müssen erwähnt werden.
Willem Roelofs, der große Meister der Haagschen Schule hinter
ließ zwei Söhne, die beide Maler sind. WILLEM ROELOFS JUN.