Full text: Holländische Kunst von 1870 an

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malt außer Blumen auch elegante Interieurs, ohne Figuren hinein 
zusetzen, wie sein Bruder Albert. — ALBERT ROELOFS ist stärker 
als Kolorist. Er ist kokett, vielleicht etwas „belgisch“ in seiner 
graziösen peinture. Er hat eine große Vorliebe für schöne Stoffe, 
zierliche Möbel; seine Innenräume sind von preziöser Mondänität. 
Das Porträt bringt er in die Umgebung. Seine Farbe und seine 
Feinheit lassen wohl gelegentlich Gedanken an Netscher und 
Terborch aufkommen. 
Die „Holländische Landschaft“ zieht natürlich die meisten 
Maler an. BASTERT fand in der Vechtgegend, wo auch Roelofs 
sen. oft tätig war, sein Arbeitsfeld. — THEOPHILE DE BOCK, 
einer der Größten der holländischen Landschaftsmalerei, verstand 
sich unter COROTS Einfluß herauszuarbeiten. Sein Ton wurde 
schwerer und tiefer unter Jacob Maris Leitung, doch schuf er sich 
schließlich einen eigenen Stü. Sein großartiger Blick auf die Natur 
ergreift und stempelt sein Werk zu hoher, edler Kunst. Renkum 
war sein Wohnort und von derselben Natur erzählt uns MENO 
MÜNNIGHOFF, dessen Arbeiten häufig an de Bock erinnern. — 
Die kräftig aufgefaßten, breit gesehenen Landschaften (oft Schnee 
landschaften) von LOUIS W. VAN SOEST mit dem hohen Himmel, 
das atmosphärisch so gelungene Werk J. J. WOLTERS und die 
breiten Flußansichten, die große, etwas dekorative Landschaft, die 
er gerne etwas aus der Höhe sah, so daß sie ganz wie ein Panorama 
wirkt, von DAVID WIGGERS gehören mit zu dem Besten, was 
die holländische Malerei von heute hervorbringt. Die Pastellwasser 
farbenkombination, die Wiggers anwendet, eignet sich sehr für 
seine Motive : Mondnächte und nebelige Morgen mit feinem Gleich- 
grau und Halbdunkel. 
H. M. SAVRIJ ist ein Träumer, die „blonde“ Dünenland 
schaft mit dem spitzen, windbewegten Helmgras, der Wald mit 
seinen Geheimnissen, sie befriedigen sein Gefühl für Stimmung 
vollständig. — Frische, tüchtige Leistungen von großer Gleichmäßig 
keit, die kerngesund und unmittelbar in der Natur geschaffen sind, 
liefert FRANS LANGEVELD. — Eine nicht so starke Persönlichkeit 
ist DAVID SCHULMAN, dessen Werk aber viel feines Gefühl verrät. 
— CORNELIS KUIJPERS paart technische Vollendung mit Feinheit 
des Tones. Sein zartes Grau spricht uns manchmal wie ein Mauve an. 
J. W. VAN DER HEIDE in München gibt in starker Farben 
tonleiter vollkommen ehrlich, ohne gezwungen zu erscheinen, Weiden 
mit Kühen in scharfem Gegensatz von Sonne und Schatten.
	        
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