Full text: Holländische Kunst von 1870 an

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glänzenden Sonnenlichts, wie es schmeichelnd die harten Linien der 
Kühe umfließt, spielt im Wasser des Grabens, funkelt und perlt im 
vom sommerlichen Regenschauer durchtränkten Grase. Durch das 
Laub seiner Bäume hindurch triumphiert das Sonnenlicht; hinter 
seinem Schatten loht und brütet die Sonne. Der Atmosphäre unseres 
Landes ist er heller, klarer und zarter-pictural nähergekommen. 
Sein Werk ist eine Harmonie von goldenen Tönen. Es ist so 
glänzend-froh und freudenvoll und auch so innig charakteristisch 
holländisch. Wie wunderbar fein und poetisch hat er all das Sonnen 
glück gefühlt und wiedergegeben. 
Der dritte aus diesem wahren Dreikönige-Malergeschlecht ist 
MATTHIJS MARIS, der illusionäre Idealist, der in abstrakten 
Welten lebt. Jacob Maris kam während ihres zweiten Aufenthalts 
in Paris unter seinen Einfluß. Später verzog Matthijs nach London, 
wo er gegenwärtig vereinsamt und zurückgezogen von der Mensch 
heit wohnt. In seiner Pariser Zeit erwies er sich als ein feiner 
Realist. Er ist der Träumer, der Suchende, ein seltsam verfeinerter 
Künstler, der die Wirklichkeit nur durch einen Schleier eigenen 
Traumlebens sieht. Die breite Veranlagung, die auch seine Brüder 
kennzeichnete, behütete ihn vor Kleinheit. Sein Werk ist nicht die 
klare Wiedergabe des Gesehenen, sondern tiefste Versinnlichung 
zartester, spinnwebfeiner Gedanken, flügelzarte Verschmelzung von 
Form und Vision. Es ist, als ob unbewußt bei ihm die Schönheit 
entsteht. Seine Kunst ist das Allerreinste, Allerzarteste von 
dem, was die Haagsche Schule hervorgebracht hat, das Subtil 
empfindsamste. Begabt mit außergewöhnlicher Technik, brachte er 
in unsere Malerei ein neues Element. In London verschwand der 
Realismus gänzlich, um für Visionen von vager, unbestimmter Form 
Platz zu machen, die bebten vor spröder Feinheit, für Schatten 
und Abschattierungen einst formvoller Erscheinungen, doch tief 
rührend. 
Der anmutige Maler und gefühlvolle Aquarellist ANTON 
MAUVE, dessen Pinsel so überaus delikat und natürlich von der 
Heide, ihren Schafen und dem Schäfer, von dem eintönigen Leben 
auf den großen, braunen Flächen unter den stets gleichgrauen 
Himmeln, wenn es in der Natur so bewegungslos still ist, die 
feuchte Luft jedes Geräusch aufzuschlürfen scheint und die Gegen 
stände scharf in ihren Umrissen sind — erzählen konnte, ist gleich 
falls einer der Großen der Haagschen Schule. In feines Grau 
bannte er sein Werk, das so sauber in Ton und Form, so rein und
	        
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