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glänzenden Sonnenlichts, wie es schmeichelnd die harten Linien der
Kühe umfließt, spielt im Wasser des Grabens, funkelt und perlt im
vom sommerlichen Regenschauer durchtränkten Grase. Durch das
Laub seiner Bäume hindurch triumphiert das Sonnenlicht; hinter
seinem Schatten loht und brütet die Sonne. Der Atmosphäre unseres
Landes ist er heller, klarer und zarter-pictural nähergekommen.
Sein Werk ist eine Harmonie von goldenen Tönen. Es ist so
glänzend-froh und freudenvoll und auch so innig charakteristisch
holländisch. Wie wunderbar fein und poetisch hat er all das Sonnen
glück gefühlt und wiedergegeben.
Der dritte aus diesem wahren Dreikönige-Malergeschlecht ist
MATTHIJS MARIS, der illusionäre Idealist, der in abstrakten
Welten lebt. Jacob Maris kam während ihres zweiten Aufenthalts
in Paris unter seinen Einfluß. Später verzog Matthijs nach London,
wo er gegenwärtig vereinsamt und zurückgezogen von der Mensch
heit wohnt. In seiner Pariser Zeit erwies er sich als ein feiner
Realist. Er ist der Träumer, der Suchende, ein seltsam verfeinerter
Künstler, der die Wirklichkeit nur durch einen Schleier eigenen
Traumlebens sieht. Die breite Veranlagung, die auch seine Brüder
kennzeichnete, behütete ihn vor Kleinheit. Sein Werk ist nicht die
klare Wiedergabe des Gesehenen, sondern tiefste Versinnlichung
zartester, spinnwebfeiner Gedanken, flügelzarte Verschmelzung von
Form und Vision. Es ist, als ob unbewußt bei ihm die Schönheit
entsteht. Seine Kunst ist das Allerreinste, Allerzarteste von
dem, was die Haagsche Schule hervorgebracht hat, das Subtil
empfindsamste. Begabt mit außergewöhnlicher Technik, brachte er
in unsere Malerei ein neues Element. In London verschwand der
Realismus gänzlich, um für Visionen von vager, unbestimmter Form
Platz zu machen, die bebten vor spröder Feinheit, für Schatten
und Abschattierungen einst formvoller Erscheinungen, doch tief
rührend.
Der anmutige Maler und gefühlvolle Aquarellist ANTON
MAUVE, dessen Pinsel so überaus delikat und natürlich von der
Heide, ihren Schafen und dem Schäfer, von dem eintönigen Leben
auf den großen, braunen Flächen unter den stets gleichgrauen
Himmeln, wenn es in der Natur so bewegungslos still ist, die
feuchte Luft jedes Geräusch aufzuschlürfen scheint und die Gegen
stände scharf in ihren Umrissen sind — erzählen konnte, ist gleich
falls einer der Großen der Haagschen Schule. In feines Grau
bannte er sein Werk, das so sauber in Ton und Form, so rein und