Full text: Holländische Kunst von 1870 an

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am meisten durch seine Kircheninterieurs bekannt ist. Auch seine 
Landschaften atmen dieselbe Großartigkeit der Auffassung, die in 
seinen Kirchen zum Ausdruck kommt. Als Kirchenmaler überragt 
er bei weitem die Maler des 17. Jahrhunderts. Den naturgetreuen 
Hallen der Gotteshäuser von NEEFS und von STEENWIJK fehlt 
die Reife des Tons und vor allem die Größe der Anschauung, 
jenes Raumgefühl. Die schweren spröden Pfeiler, die Leere und 
Hohlheit des Schiffes mit den breitspannenden weißen Bogen und 
Gewölben erhalten bei ihm das Massige, das Gewaltige. Wie hat 
er die Architektur und Ornamentik studiert! Kräftig und vornehm 
bleibt sein Werk, aber immer schlicht. 
Stärker als Boosbom kam HENDRIK WILLEM WEISSEN- 
BRUCH in den Bann des Impressionismus. In dem holländischen I 
Polderland, das er mit soviel Gefühl für Farbe, soviel Innigkeit und 
so feinatmosphärisch wiedergab, arbeitete er das Lichtproblem aus. 
Ganz von Willem Maris abweichend ist sein Werk eine Flecken 
komposition. Seine Faktur ist freier, loser. 
Auch PAUL JOSEF CONSTANTIJN GABRIEL fand im 
Polderland seine Motive, weicht aber wieder ganz von Weißenbruchs 
Arbeitsweise ab. Ein großer Impressionist war er nicht. Mit be 
sonderer Vorliebe schilderte er die flache Weite unseres niedrigen, 
kreuz und quer von Gräben durchschnittenen Landes, seine fliehenden, 
weiten Horizonte und nebeligen Fernen. Frisch und einfach und 
ehrlich, scharf andeutend, manchmal beim ersten Anblick unbelang 
reich, aber voll verborgener Schönheit. 
Die Nordsee in ihrer ewig wechselnden Schönheit wurde 
von HENDRIK WILLEM MESDAG entdeckt, obschon wir auch 
von Weißenbruch prächtige Seestücke besitzen. Mesdag gab die 
See in ihrer ergreifenden Großartigkeit, ihrer ungestümen Wildheit 
und ihrer blinkenden Glätte, wenn des Sommers am Abend die 
vor Anker liegenden Schiffe scharf silhouettieren gegen nächtliche 
Wolken und den rosigen Abendhimmel, an dem sich das Wasser 
entzündet. 
Auch JOHANN GERARD BLOMMERS, heller in Farbe 
und freudiger in Ton als Israels und Mesdag, entlehnte seine Vor 
würfe von der See und dem Strande, aber er darf auch mit Artz 
als Interieurmaler genannt werden. 
Dem vor einigen Monaten gestorbenen ALBERT NEUHIJUS, 
einem Zeitgenossen der Gebrüder Maris, gebührt als Schilderer von 
Innenräumen ein Platz neben Israels, von dem er sich indessen
	        
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