Full text: Holländische Kunst von 1870 an

stark unterscheidet. Für Israels galt die Harmonie als Hauptsache, 
für Neuhuijs die reife gesättigte Farbe. Seine Festigkeit der Pinsel 
führung äußert sich darin, wie er es versteht, die vorherrschende 
Farbe mit einigen Strichen auf die Leinwand zu setzen. Er war stets 
um die technische Vollendung sehr bemüht. Bei Neuhuijs vermißt 
man das Geheimnisvolle von Israels. Neuhuijs sah mehr das Male 
rische des Falles. JAN VETH sagt von diesem echten, unbeein 
flußten Holländer: „Neuhuijs war vor allem der Maler, der aus der 
Kraft einer unaufhörlichen Verzückung und ausgerüstet mit einem 
durch das Ringen in anhaltendem Studium erworbenen Modellierungs 
vermögen, den vornehm verschwenderischen, den schwer gesättigten 
und bisweilen auch den glutreich funkelnden Farbenton in guten 
Farbenlagen mit großer Freigebigkeit auf seinen Gemälden auszu 
breiten wußte, unter welchen solche Vorkommen, die auch für die 
Dauer ihren eigenen Platz neben den besten Werken der großen 
Holländischen Schule behaupten werden.“ 
Für die Jüngeren war es — mit den zahlreichen Vorbildern 
ihrer Lehrmeister vor Augen — nicht schwierig, den richtigen Weg 
zu finden. Der große Einfluß der Meister der Haagschen Schule ist 
denn auch noch oft sehr gut in der Arbeit der Jüngeren merkbar. 
Eigenartig ist es denn auch, daß sofort belangreiche Unterschiede 
nachweisbar sind. 
Der ruhige Aufbau, die nimmer fehlgehende Sicherheit ver 
mißt man bei vielen von ihnen. Auch die Auflösung des Lichtproblems 
nimmt sie nicht mehr so in Anspruch. Man bemerkt die Vorherrschaft 
I der Farbe; ihr Suchen nach dem tiefen warmen Ton, nach reifer 
Farbe ist oft etwas dreist und roh. 
Das fällt besonders sehr stark im Werke zweier nimmer genug 
,i zu würdigender Künstler auf: GEORGE HENDRIK BREITNERS, 
der während eines Jahres Schüler von Willem Maris und später in 
Amsterdam von PROF. AUG. ALLEBE war, und von SUZE 
BISSCHOP-ROBERTSON, der Gattin des Kirchenmalers RICHARD 
BISSCHOP. Beide verfügen über ein reifes und kräftiges Talent, 
eine breite, flache Pinselführung, beide sind impulsive, leidenschaft 
liche Malernaturen. Fühlt sich Breitner am meisten angezogen von 
Pferden, Neubauten, Städtebildern, gern bei dunklem Himmel und 
bei Schnee (früher auch von Soldaten und Artillerieszenen), ist sein 
Werk voll Leben und Handlung, in tiefdunkler Farbenskala gehalten, 
flott und gewandt hingepinselt und von suggestiver Wirkung, so 
bevorzugt Suze Robertson Interieurs, alte Häuser auf düstern, kleinen
	        
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