ie Ausstellung stellt den Versuch dar, in Beispielen
das Gebiet der Fälschungen von Kunstwerken des
neunzehnten Jahrhunderts und unserer Zeit zu veranschau
lichen, in das Kunstfreunde und Sammler hemmungsloser
denn je verlockt werden. Geringschätzendes Unverständnis
für das formale und geistige Wesen eines Kunstwerkes,
unbelehrbare Unerfahrenheit und eitle Sucht nach maß
losen Gewinstmöglichkeiten bedingen den schwungvollen,
hastigen Gelegenheitshandel mit dieser Materie, fordern
seine Gewissenlosigkeit geradezu heraus, die durch die
rächende Unmoral der Düpierten fast endlos fortwirkt.
Deshalb sind die meisten Objekte der Ausstellung als ein
gar mühevoll ergattertes Strandgut des Meeres, das seine
Schätze nicht gern freigibt, zu beachten, auch .von den
überlegenen Beurteilern, denen die Tatsache zu denken
geben muß, daß dieser vielgestaltige „Ersatz“ ahnungslose
und ahnungsvolle Käufer und Verkäufer fand.
Der Umfang der für die Veranschaulichung erforder
lichen Materie wird durch die Bezeichnung „täuschende
Objekte“ am einfachsten gekennzeichnet; sie enthält zwei
Hauptgruppen: Beispiele der Praktiken manueller Dar
stellung von Kunstwerken, Kopien, Ersatzstücke, Sig
nierungen, Kompilationen, freie Nacherfindungen, und
Beispiele mechanischer, im besonderen photomechanischer
Reproduktionen. Alle haben sozusagen das Zeug in sich,
Fälschungen zu sein oder zu werden; die Grade technischer
Kunstfertigkeit, die hiefür aufgewendet werden müssen,
regulieren sich nach den Wünschen und der Einsicht der
Interessenten. Diese Einsicht durch die Aufreihung der
täuschenden Objekte und, wo es möglich war, durch die
Vorlage der entsprechenden Originalwerke zu klären, ist
der Zweck der Ausstellung.
F M. Haberditzl