Full text: Die Wiener Akademie-Ausstellung von 1830 (XVII. Ausstellung im Oberen Belvedere)

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tragender Christus am wenigsten von allem an, was wir je 
von ihm gesehen. Vielleicht ein Mißverständnis unserseits; 
wir sagen noch ein Mahl, in Farbe und Zeichnung ist dieses 
Bild ein Großes. Ungünstig wirkt die Schärfe der Schatten. 
Im . . Saale stoßen wir auf drey Nummern von dem 
vortrefflichen Em. Amerling, in denen er sich bereits als 
nach freyer Ansicht entwickeltes und durch ein tieferes 
Selbststudium, als es gewöhnlich gefunden wird, zur künstle 
rischen Freyheit gelangtes Talent beurkundet. Es sind dieß 
die Nummern 152, 160 und 186. Ersteres, das Porträt des 
Fürsten Vinzenz von Auersperg hat durch die Kraft seiner 
Töne, die Eleganz der Ausführung und Vollendung der Zeich 
nung, mit Recht die allgemeinste Bewunderung erregt, und 
ist eines der besten Porträts, welche die ganze Kunstaus 
stellung aufzuweisen hat. Zweytens, der Fischerknabe, scheint 
nach Morillo, ist wenigstens ganz in dem Geiste dieses über 
aus kräftigen und wahren Künstlers, des Dürers der spani 
schen Schule empfangen. Auch das letzte — Porträt eines 
Knaben, ist diesem Genius verwandt, die Wahrheit und 
Lebensfrische des Kolorits, die Schärfe der Zeichnung und 
der gemüthvolle Ausdruck, der über diesem Bilde und be 
sonders dem vorigen gleichsam als poetischer Schimmer 
ausgegossen ist, machen es zu einem sehr beachtenswerthen 
Kunstwerke . . . 
162. die Flucht nach Egypten, 163. Porträt eines Knaben. 
Wir haben in dem jungen Künstler (Joseph Bayer) mehr 
Anlage zum großen Porträtisten als zum historischen Mahler 
gefunden, obwohl seine Flucht nach Egypten uns auch in 
der Komposition angesprochen hat. Hr. Bayer bewegt sich 
mit großer Freyheit in seinem Elemente, seine Zeichnungen 
sind sehr tüchtig und er ist keiner von den gar zu galanten 
(Modernen), ein überaus großes Zeugnis für den Künstler. 
Wir glauben seine Porträts werden bey dem Publikum in 
gutem Andenken bleiben.
	        
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