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tragender Christus am wenigsten von allem an, was wir je
von ihm gesehen. Vielleicht ein Mißverständnis unserseits;
wir sagen noch ein Mahl, in Farbe und Zeichnung ist dieses
Bild ein Großes. Ungünstig wirkt die Schärfe der Schatten.
Im . . Saale stoßen wir auf drey Nummern von dem
vortrefflichen Em. Amerling, in denen er sich bereits als
nach freyer Ansicht entwickeltes und durch ein tieferes
Selbststudium, als es gewöhnlich gefunden wird, zur künstle
rischen Freyheit gelangtes Talent beurkundet. Es sind dieß
die Nummern 152, 160 und 186. Ersteres, das Porträt des
Fürsten Vinzenz von Auersperg hat durch die Kraft seiner
Töne, die Eleganz der Ausführung und Vollendung der Zeich
nung, mit Recht die allgemeinste Bewunderung erregt, und
ist eines der besten Porträts, welche die ganze Kunstaus
stellung aufzuweisen hat. Zweytens, der Fischerknabe, scheint
nach Morillo, ist wenigstens ganz in dem Geiste dieses über
aus kräftigen und wahren Künstlers, des Dürers der spani
schen Schule empfangen. Auch das letzte — Porträt eines
Knaben, ist diesem Genius verwandt, die Wahrheit und
Lebensfrische des Kolorits, die Schärfe der Zeichnung und
der gemüthvolle Ausdruck, der über diesem Bilde und be
sonders dem vorigen gleichsam als poetischer Schimmer
ausgegossen ist, machen es zu einem sehr beachtenswerthen
Kunstwerke . . .
162. die Flucht nach Egypten, 163. Porträt eines Knaben.
Wir haben in dem jungen Künstler (Joseph Bayer) mehr
Anlage zum großen Porträtisten als zum historischen Mahler
gefunden, obwohl seine Flucht nach Egypten uns auch in
der Komposition angesprochen hat. Hr. Bayer bewegt sich
mit großer Freyheit in seinem Elemente, seine Zeichnungen
sind sehr tüchtig und er ist keiner von den gar zu galanten
(Modernen), ein überaus großes Zeugnis für den Künstler.
Wir glauben seine Porträts werden bey dem Publikum in
gutem Andenken bleiben.