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in der Kunst, und ein ernstes, von Frivolität und kränkelnder
Sentimentalität gleich weit entferntes Streben nach dem
Höchsten der Kunst, nicht vermißt. Das Gesagte gilt be
sonders von der gegenwärtigen Ausstellung, und es kann
mit Zuversicht der Wahrheit zur Steuer gesagt werden, daß
das Schöne, Gute, und Ausgezeichnete hier in allen Gattun
gen das Ueberwiegende genannt werden darf.
Eine Lithographie nach Fendi, von Toma, der Bretzen-
bub, ist sehr gut zu nennen. (Nr. 12). Die Rückkunft Camills
nach der Befreyung Roms, (Nr. 16) und als Gegenstück die
Ermordung Cäsars (Nr. 31) nach Füger, von Kininger ge
schabt sind treffliche Blätter. Benedetti lieferte in seinem
herrlichen Kupferstiche: Maria Ruthven, nach van Dyck,
(Nr. 16) einen erfreulichen Beweis seiner Kunst. Wir stehen
nicht an in diesem, durch Delicatesse und Kraft gleich aus
gezeichneten, ganz im Geiste des Malers wiedergegebenen
Blatt, eine wahre Bereicherung der vaterländischen Kunst
zu erkennen. Nr. 21 ist der besonderen Beachtung ebenfalls
würdig. Es sind die ersten Versuche im Holzschnitte
durch den wackern Professor Blasius Höfel in Neustadt; die
Copie einer “allegorischen Darstellung aus dem englischen
Werke »Sinnbilder der Christen« und das Porträt Sr. Ex-
cellenz des Hm. Oberstkämmerers Grafen von Czemin. Für
erste Versuche ist hier Staunenswerthes geleistet, und es
unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn Hr. Höfel in diesem
Grade fortfährt sich auszubilden, Oesterreich bald auch in
diesem Zweige der Kunst den Engländern gegenübertreten
darf. . . Hr. Rahl lieferte einen trefflichen Kupferstich der
heiligen Justina von Pordenone, (einem der ausgezeichnet
sten Kunstwerke der k. k. Gemäldegalerie im Belvedere) und
bewies dadurch neuerdings, daß er seinen Platz unter den
ausgezeichnetsten Meistern unserer Zeit ansprechen darf.
(Nr 25) Das Porträt des k.k. Hofpredigers Hm.W.Sedlaczek,
lithographirt von Theer, spricht durch Wärme und Eleganz