Full text: Die Wiener Akademie-Ausstellung von 1830 (XVII. Ausstellung im Oberen Belvedere)

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merksamkeit sehr an. Das erste ist ein wackeres Bild, wird 
aber durch die Nachbarschaft des zweyten gedrückt. Wir 
halten Herrn de Pian für den ersten jetzt lebenden Deco- 
rationsmaler im architectonischen Fache, so wie überhaupt 
für einen der ersten Architecturmaler. Nur Quaglio’s unüber 
treffliche Schöpfungen dieser Gattung scheinen uns noch 
höher zu stehen. Als vielbeschäftigter Decorateur hat Hr. 
de Pian den Effect solcher Pieren auf das gründlichste 
studiert und weiß nun in seinen Darstellungen diesen Effect 
auf die überraschendste Weise zu erreichen. So gehört auch 
diese Gruft (Nr. 224) zu den brillantesten Piegen der gegen 
wärtigen Ausstellung. Auch ist dieses Bild, wie wir ver 
nehmen, bereits gekauft und schon wieder eine Copie davon 
bestellt . . . Wir können indessen von der Abteilung der 
Gemälde überhaupt nicht scheiden, ohne noch mit der ver 
dienten Auszeichnung von einem später eingesendeten, also 
im Kataloge gar nicht angeführten kleinen Gemälde von 
Hrn. Schnorr von Carolsfeld zu sprechen. Es stellt die Ver 
einigung der Tyroler-Landesvertheidiger mit der k. k. Armee 
im Jahre 1809 vor. Das Gemälde gehört sowohl durch die 
herrliche Composition, durch das tiefe innige Gefühl, welches 
sich darin ausspricht, als durch die meisterhafte Ausführung 
gewiß zu dem Herrlichsten, was Schnorr’s Pinsel je schuf. 
Die Hauptgruppe im Vordergründe, in welcher, wie billig, die 
Gestalt des biedern Sandwirths dominirt, ist mit einer Har 
monie, einer Wahrheit und Lebendigkeit gehalten, welche des 
größten Lobes würdig ist. Mit ächter Meisterschaft ist die 
Episode zur Rechten gedacht und ausgeführt. Ein sterbender 
Schütze haucht eben, auf die geliebte Kaiserfahne gebettet, 
den letzten Odem aus. Vor ihm kniet sein weinendes Weib 
und Kind, der Capuciner segnet ihn. Das Ganze ist von der 
mächtigsten Wirkung und ruft eine Thräne in jedes fühlende 
Auge . . . Der rühmlich bekannte wackere Glasmaler Hr. 
Kothgasser stellte auch ein gelungenes Kunstwerk auf, nem-
	        
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