Full text: Das Belvedere im Kupferstichwerk von Salomon Kleiner und in der Beschreibung von Johann Basilius Küchelbecker (XIX. Ausstellung im Oberen Belvedere)

alomon Kleiner, am 12. April 1703 in Augsburg ge 
boren und Schüler des Augsburger Kupferstechers 
Johann August Corvinus, kam im Jahre 172 t nach Wien 
und begann hier im Aufträge des Augsburger Verlegers 
Johann Andreas Pfeffel mit zeichnerischen Aufnahmen von 
Kirchen, Klöstern und Profanbauten für eine 1724 er 
schienene Folge von Wiener Ansichten. Wenige Jahre 
später begann Kleiner für den Augsburger Verlag Jeremias 
Wolffs Erben nach dem Muster der um die Wende zum 
18. Jahrhundert erschienenen Versailler Schloßprospekte mit 
der Veröffentlichung des Gartenpalastes des Prinzen Eugen 
in einem umfangreichen Kupferstichwerk. Die zeichneri 
schen Vorlagen Kleiners, von denen einundzwanzig Blätter 
in der Wiener Nationalbibliothek verwahrt werden, datieren 
von 1729. Nach diesen Zeichnungen arbeiteten die Stecher 
Johann August Corvinus (Kleiners Lehrer), Johann Jacob 
Graessmann, Johann Bernhard Hattinger, Georg Lichten- 
steger, Nicolaus Mettel, Gottfried Pfauz, Johann Bal 
thasar Probst, Balthasar Sigmund Setlezky, Jacob Gottlieb 
Thelott, Jacob Wangner und Matthias Werlin für die von 
1731 bis 1740 in zehn Lieferungen erscheinende Ausgabe 
des Werkes. Als eine selbständige Ergänzung jenes Teiles 
des Kupferstichwerkes, der die Menagerie behandelt, gab 
Kleiner im gleichen Verlage im Jahre 1732 eine Folge von 
zwölf Blättern heraus, deren Originalvorzeichnungen in 
der Albertina erhalten sind. Das große Kupferstichwerk 
selbst stellt mit hundertein Tafeln im Papierformat von 
30:47 cm den Sommerpalast Prinz Eugens im Süden vor 
den Toren der Stadt Wien in einzigartiger Ausführlichkeit 
mit Grundrissen, Aufrissen, Schnitten, Innenansichten der 
Räume, Prospekten der Gärten, Fontänen und Tore dar. 
Es steht nicht nur in Pracht und Umfang der Darbietung 
an der Spitze der Wiener Vedutenwerke, sondern zeichnet 
sich bei aller Großzügigkeit der barocken Bildanschauung 
auch durch gewissenhafte Treue und Genauigkeit der
	        
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