Full text: Katalog der Gedächtnisausstellung Anton Romako

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len, malerischen und zeichnerischen Formung. Wie oft wird eine 
bombastisch gehäufte Figurenkomposition konventioneller Art durch 
die Erregtheit der zeichnerischen und koloristischen Form zur Phantas- 
magorie, zur geisterhaften Vision! Ist damit die oft bis zur Geschmack 
losigkeit aufdringliche überlieferte Kompositionsweise persifliert, ist 
sie nur gleichgültig behandelt, oder ist sie vom Maler als die an sich 
beste kompositioneile Gestaltungsweise anerkannt und geübt? Die 
Antwort ist wohl die, daß keine der drei Möglichkeiten gänzlich aus 
geschlossen ist, sie alle treffen zu, bald herrscht die eine vor, bald die 
andere. Dieses Schwanken zeigt, so eigenartig es an sich ist, eine starke 
Abhängigkeit von den herkömmlichen Formeln des Figurenbildes. 
Aber trotzdem gelang Romako von dieser Grundlage aus wenigstens 
einmal die Erfindung einer Komposition, die weit über das Tradi 
tionelle hinausweist, und zwar in den zwei Fassungen der Szene aus 
der Seeschlacht bei Lissa, insbesondere in der kleinen Variante (Nr. 23). 
Es ist mit Recht auf die grundsätzliche Ähnlichkeit dieser Bild 
komposition mit derjenigen Hodlers hingewiesen worden. Die flächige 
Anordnung von Figurensilhouetten, geleitet von einer nahezu geo 
metrischen Starrheit und Strenge — die Symmetrie der Gestaltenreihe 
in der oberen Zone, die Strahlenform der Matrosengruppe um das 
Steuerrad unten —, schafft diese Ähnlichkeit. Dieselbe Starrheit gibt es 
bisweilen auch in Bildnissen, wie in dem der Frau Isabella Reisser 
(Nr. 47) oder des bärtigen Herrn, aus dem Jahre 1888 (Nr. 24). Eine 
solche Kompositionsweise ist das genaue Gegenteil der Gewohnheit 
jener Zeit, das ungemildert Krasse einer solchen Vorderansicht steht 
in äußerstem Kontrast zu der zeitgenössischen Tendenz nach dem 
Reichtum räumlicher Wendungen und Bindungen. Die zeitlich näch 
sten Vergleichsfälle sind bestimmte Bildnisse von Van Gogh, wie das 
des Briefträgers Roulin. 
Es ist freilich nicht die Komposition allein, welche grundsätzliche 
Übereinstimmung mit den ersten Äußerungen einer erst nach dem 
Tode Romakos voll entfalteten Gestaltungstendenz, wie eben der Van 
Goghs oder Hodlers, verrät. Die Symmetrie eines solchen Bildnisses 
kommt ja erst zur Wirkung, wenn die Gestaltungsweise im ganzen 
mitspricht. Hier tritt nun die Abkehr von der Gesetzlichkeit der 
impressionistischen, ja sogar der im allgemeineren Sinn malerischen 
Darstellungsweise in aller Deutlichkeit zutage, und zwar vor allem 
darin, daß eine malerische Grundkonzeption von zwei Seiten her an 
gegriffen und verwandelt wird: von der Durchsetzung mit einer
	        
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