10
Formung ausgestattet. In diesen Bereichen gibt es nichts von dem Kon
ventionellen, das in den Erfindungen und Kompositionen Romakos
so häufig ist. Wie sich in seiner Malerei das Eigenartige gegen das
Herkömmliche durchsetzt, zeigt etwa die charakteristische Art der
Durchbildung der Porträthintergründe, und zwar der einfarbigen,
ohne Angabe von Gegenständen (Nr. 24, 46, 47). Was auf den ersten
Blick wie der übliche Helldunkelgrund der Porträts des neunzehnten
Jahrhunderts erscheint, ist in Wirklichkeit ein malerisch durchorgani
siertes Gefüge aus Farbverdichtungen und Farbauflockerungen, eine
Art von malerischer Abstraktion anderer Bildhintergründe, in denen
es noch einzelne Gegenstände gibt: aus einer bleichen Unbestimmtheit
auftauchende Blütenzweige (Nr. 3), die verschwommenen Fragmente
einer Landschaft, ein Wolkenhimmel. Das Gemeinsame beider Formen,
des gegenstandslosen Hintergrundes und des von zumeist „sprechen
den“ Attributen belebten, ist eine großzügig bewegte Raumweite, die
fast nur mit den rein malerischen Mitteln eines tonigen Farbgewoges
erreicht ist. Eines der schönsten Beispiele für diese Raumbildung ist
das Porträt des Architekten Bücher (Nr. 44). Die Lebensfreude nach der
Vollendung des Bauwerkes ist der Gefühlsinhalt des weit geöffneten,
reich bewegten Raumbildes mit den festlichen Requisiten der fernen
Kirchenfassade und der meisterhaft gemalten Säule am Bildrand.
In einer Malerei, in der das Illustrative der Darstellung immer wieder
gesprengt wird durch solche Erweiterungen in die Sphäre des Gefühls
ausdrucks und der Phantastik, gab es für die Problematik einer reali
stischen Lichtdarstellung keinen rechten Platz. Sie spricht nur in eini
gen Landschaften mit, wie in den Ausblicken in das Gasteiner Tal
(Nr. 58, 60). Aber bereits das Nachtbild mit der bengalischen Beleuch
tung (Nr. 63) ist von ganz anderer Art, es zeigt, obwohl eine Wirk
lichkeitslandschaft, die Neigung zum Außerordentlichen und Phan
tasievoll-Pittoresken, ähnlich wie die kleine Badener Landschaft mit
dem Regenbogen (Nr. 83). Von da ist der Weg nicht weit zu der
wirklichkeitsentrückten Lichtdramatik vieler Kompositionen, mit stän
digem, sprunghaftem Wechsel von tiefen Schatten und heftigen Glanz
lichtern in den Reflexen.
Die vorhin an dem Beispiel des Porträts der Gräfin Kuefstein hervor
gehobene Verschiedenartigkeit der Darstellungsweisen innerhalb eines
Bildes ist durchgehend charakteristisch für Romakos Gestaltung. Der
Grundgegensatz in dieser gewagten Methode, der zwischen dem Male
rischen und dem Zeichnerischen, erzeugt die früher gemeinten frucht