Full text: Katalog der Gedächtnisausstellung Anton Romako

10 
Formung ausgestattet. In diesen Bereichen gibt es nichts von dem Kon 
ventionellen, das in den Erfindungen und Kompositionen Romakos 
so häufig ist. Wie sich in seiner Malerei das Eigenartige gegen das 
Herkömmliche durchsetzt, zeigt etwa die charakteristische Art der 
Durchbildung der Porträthintergründe, und zwar der einfarbigen, 
ohne Angabe von Gegenständen (Nr. 24, 46, 47). Was auf den ersten 
Blick wie der übliche Helldunkelgrund der Porträts des neunzehnten 
Jahrhunderts erscheint, ist in Wirklichkeit ein malerisch durchorgani 
siertes Gefüge aus Farbverdichtungen und Farbauflockerungen, eine 
Art von malerischer Abstraktion anderer Bildhintergründe, in denen 
es noch einzelne Gegenstände gibt: aus einer bleichen Unbestimmtheit 
auftauchende Blütenzweige (Nr. 3), die verschwommenen Fragmente 
einer Landschaft, ein Wolkenhimmel. Das Gemeinsame beider Formen, 
des gegenstandslosen Hintergrundes und des von zumeist „sprechen 
den“ Attributen belebten, ist eine großzügig bewegte Raumweite, die 
fast nur mit den rein malerischen Mitteln eines tonigen Farbgewoges 
erreicht ist. Eines der schönsten Beispiele für diese Raumbildung ist 
das Porträt des Architekten Bücher (Nr. 44). Die Lebensfreude nach der 
Vollendung des Bauwerkes ist der Gefühlsinhalt des weit geöffneten, 
reich bewegten Raumbildes mit den festlichen Requisiten der fernen 
Kirchenfassade und der meisterhaft gemalten Säule am Bildrand. 
In einer Malerei, in der das Illustrative der Darstellung immer wieder 
gesprengt wird durch solche Erweiterungen in die Sphäre des Gefühls 
ausdrucks und der Phantastik, gab es für die Problematik einer reali 
stischen Lichtdarstellung keinen rechten Platz. Sie spricht nur in eini 
gen Landschaften mit, wie in den Ausblicken in das Gasteiner Tal 
(Nr. 58, 60). Aber bereits das Nachtbild mit der bengalischen Beleuch 
tung (Nr. 63) ist von ganz anderer Art, es zeigt, obwohl eine Wirk 
lichkeitslandschaft, die Neigung zum Außerordentlichen und Phan 
tasievoll-Pittoresken, ähnlich wie die kleine Badener Landschaft mit 
dem Regenbogen (Nr. 83). Von da ist der Weg nicht weit zu der 
wirklichkeitsentrückten Lichtdramatik vieler Kompositionen, mit stän 
digem, sprunghaftem Wechsel von tiefen Schatten und heftigen Glanz 
lichtern in den Reflexen. 
Die vorhin an dem Beispiel des Porträts der Gräfin Kuefstein hervor 
gehobene Verschiedenartigkeit der Darstellungsweisen innerhalb eines 
Bildes ist durchgehend charakteristisch für Romakos Gestaltung. Der 
Grundgegensatz in dieser gewagten Methode, der zwischen dem Male 
rischen und dem Zeichnerischen, erzeugt die früher gemeinten frucht
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.