Full text: Katalog der Gedächtnisausstellung Anton Romako

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baren Spannungen, Spannungen von einer Heftigkeit, zu der es in der 
zeitgenössischen Malerei so wenig Vergleichbares gibt. Mit ihnen hat 
sich Romako am weitesten vom Impressionismus entfernt, sie sind ein 
extremes Ausdrucksmittel seines „Frühexpressionismus“. 
Das ist das Schlagwort, mit dem sich der Grundgehalt der Kunst 
Romakos am ehesten bezeichnen läßt, wenn es darauf ankommt, sie 
in ihrer entwicklungsgeschichtlichen Stellung zu umschreiben, diese 
Summe aus meisterhaft beherrschter malerischer Objektivität und un 
gebärdigstem zeichnerischem Subjektivismus, aus primitiver Symbolik 
und Theatralik und verborgener echter Tiefgründigkeit, aus Raffine 
ment und Geschmacklosigkeit, aus Schwermut und unbefangener 
Heiterkeit. Was Romako am wenigsten gelang, war die Bewältigung 
einer ständig sich vordrängenden Gedanklichkeit durch die formale 
Gestaltung. Trotz der Kraft der leidenschaftlichen Zeichnung und 
eines sehr persönlichen Kolorismus bleibt oft ein seltsamer ungelöster 
Rest. (Manche Werke Romakos sehen aus wie Verwirklichungen von 
erdichteten Gemälden, von denen zuweilen in Romanen des vorigen 
Jahrhunderts die Rede ist.) 
Dies ist nur die Kehrseite einer sehr bedeutsamen Grundtendenz in 
der Kunst Romakos, nämlich seines auf das Leben der einzelnen 
Wesen und Dinge gerichteten Gestaltungswillens. Wo er Menschen 
darstellt, ist es zumeist ein ekstatisch übersteigertes Leben, in den 
anderen Wesen und Gegenständen ist es ein phantastisches Leben der 
Formen. Diese Zuwendung zum Einzelding könnte ebensogut ein 
Festhalten an der Anschauungsweise vor dem Impressionismus be 
deuten wie eine Vorbereitung der nachimpressionistischen Kunst. Sie 
bedeutet auch beides bei Romako, aber das Vorläufertum erscheint 
uns nicht nur deshalb wesentlicher, weil es uns mehr angeht, sondern 
weil es tatsächlich das Traditionelle weitaus überwiegt. Es gibt unter 
Romakos späten Porträts einige, die das Bild des Menschen vom Ende 
des neunzehnten Jahrhunderts in souveräner Endgültigkeit und in 
beklemmender Eindringlichkeit auf die Nachwelt gebracht haben. 
Wieder kann hier an Van Gogh erinnert werden, an das Porträt des 
Dr. Gachet, das ergreifendste und tiefste Menschenbild vom Beginn 
der neuen Epoche der Malerei, in der wir noch heute stehen. Romakos 
Bildnis der Frau Isabella Reisser oder das der Gräfin Kuefstein 
(Nr. 47, 41) sind nicht weit von dieser Größe entfernt. Der Abstand 
ergibt sich vor allem daraus, daß der Durchbruch der reinen male 
rischen und zeichnerischen Form noch nicht vollzogen ist. Er ist aber
	        
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