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S EIT Anton Romakos Tod am 8. März 1889 wurden in Wien drei
große Ausstellungen seiner Werke veranstaltet. Sie haben ver
sucht, den in einer beachtlichen Anzahl von Gemälden an die Best
leistungen der gleichzeitigen europäischen Malerei heranreichenden
Künstler, der schließlich völlig eigenartige, in eine neue Welt weisende
Wege einschlug, im Bewußtsein wenigstens der Heimat zu verankern.
Obwohl die Richtigkeit der seiner Zeit vorauseilenden Entwicklung
längst Bestätigung gefunden hat, war die Resonanz dieser Veranstal
tungen eine relativ geringe: dies mag zum Teile auf die Unausge
glichenheit zahlreicher Bilder und auf die Ungleichheit ihrer Qualität,
zum größeren Teile auf die unerhörte Ausdrucksgeladenheit, besonders
der späteren Werke, zurückzuführen sein; sie waren infolge ihrer
krassen Übertreibung der herkömmlichen Begriffe von Bildschema,
Formalistik und Technik für den naiven Betrachter und Kunst
ästheten in gleicher Weise rätselhaft und daher zumeist ungenießbar
geblieben. Darauf hinzuweisen, daß diese Erscheinungen mit dem von
tiefer Tragik umwitterten Schicksale des Meisters unlöslich verquickt
waren, darf keineswegs unterbleiben.
Die österreichische Galerie veranstaltet nun, wenngleich notgedrungen
verspätet, aus Anlaß der sechzigsten Wiederkehr des Todestages
Anton Romakos in den Ausstellungsräumen der Akademie der bilden
den Künste eine Gedächtnisausstellung, deren Umfang alle bisherigen
weitaus übertrifft und die daher imstande sein dürfte, einen besonders
tiefen Einblick in des Künstlers Werk zu geben. Sie hofft, damit
Anton Romako endlich jenen einzigartigen Rang in der österreichi
schen Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu erkämpfen,
der ihm infolge seiner singulären Stellung zwischen Impressionismus
und Expressionismus längst gebührt. Hiebei wird unserer heutigen
Ausweitung der Kenntnisse von den Problemen der europäischen
Malerei während der letzten drei Generationen eine entscheidende
Rolle zufallen.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die zu einem Teil in ihren histori
schen Rahmen ausgestellten Bilder in ihrer Wirkung durch diese
Rahmen bis zu einem gewissen Teil geschmälert werden.