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CLAUDIA WÖHRER - „Ein Märthyrthum für die Sache der Kunst"
Belvedere Sonderheft
zweckmäßigeren Unterrichtes in der Malerei und
plastischen Kunst. Angedeutet nach eigenen Er-
36 - Ebenda, S. VII.
37 - Ebenda, S. V.
38 - Ebenda, 5. 43.
39 - Ebenda, S. 42.
40 - Ebendal, S. 26.
41 - Ebenda, S. 33 -
Das Studium alter Mei
ster läßt ihn nur „ mit
telst Hindeutung auf
die vorzüglichsten Mei
sterwerke und mittelst
einer vollständigen,
vorurtheilsfreien,
umfassenden Analyse
der Vorzüge und Män
gel derselben “ gelten.
Ebenda, S. 28.
42 - Ebenda, S. 32.
43 - Ebenda, S. 23.
44 - Ebenda, S. 28.
Abb. 8 Eugen Felix, Ferdinand Georg Waldmüller, Bronze,
H: 78 cm, Österreichische Galerie • Belvedere, Wien.
fahrungen". 1847, im Vorwort der zweiten Auf
lage dieser Broschüre, bezeichnet er diese seine
Erfahrungen als „die unwiderstehlichsten Waf
fen zu dem Kampfe für meine Sache, wenn ein
solcher Kampf nöthig werden sollte.“ 36 Zugleich
erwähnt er, daß eine Ablehnung seiner Schrift für überflüssig, sondern er sprach ihnen auch
ohne Zweifel durch diese Mittheilung geweckt
werden wird“ 38 anzutreten, indem er den bis
herigen Verlauf eines Kunststudiums - „in mei
ner Ausbildungsepoche selbst allen nachtheili
gen Einflüssen desselben unterworfen“ 39 - mit
scharfen Worten kritisiert: Den Unterricht im Ko
pieren, für den Waldmüller selbst den Lehrauf
trag hatte, bezeichnet er als „verwerflich“, da
„das Copiren alter Gemälde [...] eher von schäd
lichem als irgend einem nützlichen oder fördern
den Einfluß sei“ 40 . Das geistlose Nachahmen wür
de den jungen Künstler bloß von seinem eige
nen Weg abhalten und zum „Plagiat“ verleiten.
Außerdem handle es sich dabei um „geistigen
Diebstahl", der „ebenso strafbar sey, als jede an
dere unrechtmäßige Aneignung fremden Gut
es." Leider würden sich eben „nicht nur Schü
ler, sondern auch in Ruf stehende Meister auf
diesem verbotenen Pfade schreitend" bewe
gen 41 . Die Methode des Stilisierens, indem „man
den Menschen, dieses Ebenbild Gottes, in der
unendlichen Mannigfaltigkeit der Gestaltung
seiner Individualität stylisieren will“, kommt ihm
„fast übermüthig und strafbar vor." 42
Über den Unterricht im Zeichnen vertritt er die
Ansicht, „daß dieses Skraffir- und Schattir-Ver-
fahren nothwendig dem Malen vorangehen müs
se, ist ganz gewiß nur ein herkömmliches Vorur
teil.“ 43
Den Unterricht in der Komposition beurteilt er
mit folgendermaßen: „Die Idee, irgend jemanden
die Composition, oder um bestimmter zu spre
chen, das Erfinden lernen zu wollen, wird sich
erlich dem Sinne jedes denkenden Künstlers und
Meisters fern bleiben.“ 44
Gerade mit diesen letztgenannten Worten muß
Waldmüller, seit seinem Amtsantritt 1830 um
Anerkennung und Respekt in der Professoren
schaft bemüht, seine Kollegen zur Weißglut ge
bracht haben. Er erklärte nicht nur ihre Berufe
ihn durchaus nicht entmutigen oder seine Über
zeugung erschüttern würde, denn „es müßte
noch das Denken ab. Nach erfolgter Publikati
on von Waldmüllers Schrift versuchte das aka-
schlecht um diese Überzeugung stehen, wenn demische Präsidium unter der Leitung von An-
ich ihr nicht die Kraft zutraute, gerade im Kam- ton Petter gegen Waldmüller ein Disziplinar-
pfe sich zu erproben.“ 37 Mit voller Überzeugung verfahren aufgrund von einer Verletzung seiner
ist er bereit, gegen „die Opposition, welche Dienstpflichten und Beleidigung der Akademie