Full text: Belvedere - Zeitschrift für bildende Kunst (Sonderheft 1, 1997)

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CLAUDIA WÖHRER - „Ein Märthyrthum für die Sache der Kunst" 
Belvedere Sonderheft 
zweckmäßigeren Unterrichtes in der Malerei und 
plastischen Kunst. Angedeutet nach eigenen Er- 
36 - Ebenda, S. VII. 
37 - Ebenda, S. V. 
38 - Ebenda, 5. 43. 
39 - Ebenda, S. 42. 
40 - Ebendal, S. 26. 
41 - Ebenda, S. 33 - 
Das Studium alter Mei 
ster läßt ihn nur „ mit 
telst Hindeutung auf 
die vorzüglichsten Mei 
sterwerke und mittelst 
einer vollständigen, 
vorurtheilsfreien, 
umfassenden Analyse 
der Vorzüge und Män 
gel derselben “ gelten. 
Ebenda, S. 28. 
42 - Ebenda, S. 32. 
43 - Ebenda, S. 23. 
44 - Ebenda, S. 28. 
Abb. 8 Eugen Felix, Ferdinand Georg Waldmüller, Bronze, 
H: 78 cm, Österreichische Galerie • Belvedere, Wien. 
fahrungen". 1847, im Vorwort der zweiten Auf 
lage dieser Broschüre, bezeichnet er diese seine 
Erfahrungen als „die unwiderstehlichsten Waf 
fen zu dem Kampfe für meine Sache, wenn ein 
solcher Kampf nöthig werden sollte.“ 36 Zugleich 
erwähnt er, daß eine Ablehnung seiner Schrift für überflüssig, sondern er sprach ihnen auch 
ohne Zweifel durch diese Mittheilung geweckt 
werden wird“ 38 anzutreten, indem er den bis 
herigen Verlauf eines Kunststudiums - „in mei 
ner Ausbildungsepoche selbst allen nachtheili 
gen Einflüssen desselben unterworfen“ 39 - mit 
scharfen Worten kritisiert: Den Unterricht im Ko 
pieren, für den Waldmüller selbst den Lehrauf 
trag hatte, bezeichnet er als „verwerflich“, da 
„das Copiren alter Gemälde [...] eher von schäd 
lichem als irgend einem nützlichen oder fördern 
den Einfluß sei“ 40 . Das geistlose Nachahmen wür 
de den jungen Künstler bloß von seinem eige 
nen Weg abhalten und zum „Plagiat“ verleiten. 
Außerdem handle es sich dabei um „geistigen 
Diebstahl", der „ebenso strafbar sey, als jede an 
dere unrechtmäßige Aneignung fremden Gut 
es." Leider würden sich eben „nicht nur Schü 
ler, sondern auch in Ruf stehende Meister auf 
diesem verbotenen Pfade schreitend" bewe 
gen 41 . Die Methode des Stilisierens, indem „man 
den Menschen, dieses Ebenbild Gottes, in der 
unendlichen Mannigfaltigkeit der Gestaltung 
seiner Individualität stylisieren will“, kommt ihm 
„fast übermüthig und strafbar vor." 42 
Über den Unterricht im Zeichnen vertritt er die 
Ansicht, „daß dieses Skraffir- und Schattir-Ver- 
fahren nothwendig dem Malen vorangehen müs 
se, ist ganz gewiß nur ein herkömmliches Vorur 
teil.“ 43 
Den Unterricht in der Komposition beurteilt er 
mit folgendermaßen: „Die Idee, irgend jemanden 
die Composition, oder um bestimmter zu spre 
chen, das Erfinden lernen zu wollen, wird sich 
erlich dem Sinne jedes denkenden Künstlers und 
Meisters fern bleiben.“ 44 
Gerade mit diesen letztgenannten Worten muß 
Waldmüller, seit seinem Amtsantritt 1830 um 
Anerkennung und Respekt in der Professoren 
schaft bemüht, seine Kollegen zur Weißglut ge 
bracht haben. Er erklärte nicht nur ihre Berufe 
ihn durchaus nicht entmutigen oder seine Über 
zeugung erschüttern würde, denn „es müßte 
noch das Denken ab. Nach erfolgter Publikati 
on von Waldmüllers Schrift versuchte das aka- 
schlecht um diese Überzeugung stehen, wenn demische Präsidium unter der Leitung von An- 
ich ihr nicht die Kraft zutraute, gerade im Kam- ton Petter gegen Waldmüller ein Disziplinar- 
pfe sich zu erproben.“ 37 Mit voller Überzeugung verfahren aufgrund von einer Verletzung seiner 
ist er bereit, gegen „die Opposition, welche Dienstpflichten und Beleidigung der Akademie
	        
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