Belvedere Sonderheft
MICHAEL KRAPF - „Daher das Entsetzen,... 11
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es zähle lediglich die Begeisterung für die Kunst
... ihr Gedeihen habe stets seine Seele durch
glüht.
Jenseits des rein Schulischen kritisierte Perger
noch schärfer. Er konstatierte im Werk Waldmül
lers das Fehlen einer inneren Einheit - er nehme
das Einzelne für das Ganze, so der konkrete Vor
wurf. 18 Das Warum der fehlenden Bildeinheit
wurde aus der Methode, in der Waldmüller male,
erklärt. Er setze das jeweilige Bild stückweise zu
sammen: „... indem er bei der Nase oder bei ei
nem Auge beginnt, diesen Teil ganz fertig macht
und dann zum zweiten Auge, zum Mund, zum
der andern noch nicht einmal der Grund gegra
ben wurde.“ 19
In der „Heimkehr des Landmannes“ (auch be
kannt als „Rückkehr von der Arbeit“, Abb. 2)
beispielsweise sei manches „unwahr“, vor allem
die ganze Komposition zu dicht gedrängt, die
Figuren hätten räumlich nicht genügend Platz
nebeneinander, was einen gewissen Guckkas
teneffekt bewirke. Bisweilen sei die Perspektive
vernachlässigt, so daß nicht immer klar sei, was
vor oder hinter welcher Konfiguration stehe. Die
Bäuerin wird als Weibchen mit hübschem Ge
sicht, festen Armen und einer breiten Brust be-
18 - Gemeint sind die
„ BauernfamiHe“
(1832) und die „Rück
kehr von der Arbeit"
(1835). Vgl. A. R. von
Perger, Die Wr. Kunst
vereinsblätter von
1832-1846, Wien
1846, S. 12, 27.
19 - Vgl. Kunstvereins
blätter 1832, S. 13.
Abb. 5 Ferdinand Georg Waldmüller, Eine Versöhnung, 1864, Öl auf Holz, 59 x 74,5 cm, Residenzgalerie, Salzburg.
Ohr schreitet, die er alle einzeln behandelt - ein
Baumeister, der an der einen Ecke seines Hau
ses schon die Zierrathen aufsetzt, während an
griffen, jedoch hätte sie gar zu kurze Füße, was
als Verzeichnung zu werten sei, was übrigens
auch andernorts vorkomme, so an den Unter-