Full text: Belvedere - Zeitschrift für bildende Kunst (Heft 2, 2003)

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PHILIPP STASTNY - Die „Dämonen’’ Messerschmidt's 
Belvedere 2/2003 
Abb. 7 (oben) Franz Xaver Messerschmidt, Ein Hipochon- 
drist, nach 1770, Gipsabguß, Höhe: 42 cm, Österreichische 
Galerie Belvedere, Wien. 
Abb. 8 (unten) Detail von Abb. 7. 
Voluten der jonisierenden Kapitale und im De 
kor der üppigen Fensterrahmungen ebenfalls sti 
lisierte Phantasiephysiognomien integriert sind 
(Abb. 14). 
Hier begegnen wir einer späten Variante aus 
dem figürlichen, bauplastischen und architekto 
nischen Schaffen Michelangelos. 
Die Fensterumrahmungen der oberen Fenster 
zone des Mittelrisalites im „Unteren Belvedere" 
des Johann Lukas von Hildebrandt in Wien er 
geben zusammen mit den Voluten und dem be 
reichernden Dekor als formales Resultat grimas- 
sierende Gesichter von diversen Fabelwesen mit 
weitgeöffneten Mäulern, wobei für diese die 
Fensteröffnungen stellvertretend wirken. 
Sie erinnern an Vorbilder aus dem Manierismus 
(der Übergangsphase von der Spätrenaissance 
zum Barock) wie z.B. in den meist mit tierischen 
Fratzen versehenen hausartigen Grottenbauten 
(z.B. Höllenmaul) des Fürsten Vicino Orsini im 
„Parco dei Mostri" in Bomarzo (nördlich von 
Rom), wahrscheinlich beeinflußt durch Buonta- 
lenti. 
Beim barocken „Stadtpalais Neupauer-Breuner" 
(1715/16) in der Singerstraße der Wiener In 
nenstadt, ist in die Rahmung der Wappenkar 
tusche, die das Fenster über dem Portal bekrönt 
(Abb. 15), im unteren Rollwerkbereich deutlich 
jene physiognomisierende Andeutung gegeben, 
die umgeprägt in den Kinnpartien der Charak 
terköpfe Messerschmidt's vorkommt. 
Am „Stadtpalais Daun-Kinsky" in Wien, das 
1713-1716 von Johann Lukas von Hildebrandt 
errichtet wurde, finden sich über den Maskaro- 
nen der Fensterstürze im Fries der Fenstersohl 
bänke des nächsten Geschosses in der Mitte der 
bandartigen Voluten kleine Maskaronen ver 
steckt. 
Um von diesen „möglichen" Fällen die „günsti 
gen" im Sinne der Wahrscheinlichkeitsrechnung 
zu unterscheiden, und damit auf die Bereiche, 
aus denen Messerschmidt seine Anregungen 
empfangen haben mag, zu schließen und ein 
möglichst verläßliches Resultat zur Festigung der 
dargelegten Beobachtungen zu finden, ist eine 
Recherche nach den für Franz Xaver Messer 
schmidt erreichbaren Quellen nötig. 
Es gilt in erster Linie, die zeitlich naheliegenden 
Vergleichsmotive als mögliche Anregungsfakto 
ren abzu wägen. 
Wo die jüngste Messerschmidt-Ausstellung im
	        
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