Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Altdorfer - Murillo] (Band 1, 1892)

GIULIO DI PIETRO PIPPI DE’GIANUZZI 
GENANNT 
GIULIO ROMANO. 
Geboren: Rom, 1492 oder 1498; gestorben: Mantua, 1. November 1546. 
DIE HEILIGE MARGARETHA. 
IULIO war der beste von Raphaels Schülern. Er war so mit des Meisters Kunst 
vertraut und hatte an so vielen grossen Unternehmungen desselben theilgenommen, 
dass nach Raphaels Tode Niemand geeigneter erschien als Giulio, die hinterlassenen 
Werke des Meisters zu vollenden, und die diesem gewordenen Aufträge zu übernehmen. Seine 
besten Werke sind denn auch jene, die er kurz nach dem Tode Sanzio’s vollendete; und unter 
diese gehört wohl auch das Bild »Die heilige Margaretha« in Wien, obwohl es von jeher und bis 
in die neueste Zeit als »ein untadelhaftes Kunstwerk« von Raphael angesehen wurde. 
Schon im Jahre 1528, also acht Jahre nach dem Tode Raphaels, beschreibt der anonyme 
Schriftsteller aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts das Bild sehr genau, welches sich 
damals zu Venedig im Hause des Venezianers Zuanantonio Venier (Gesandter der Republik am 
Hofe Franz I. von Frankreich und am päpstlichen Stuhle) befand, als ein Werk Raphaels. Im 
XVII. Jahrhundert ist dieses Bild nach England und nach Mariette (Paris 1729, j. p. 7) in den 
Besitz Karls I. gekommen. Von dort wird es vom Erzherzog Leopold Wilhelm für seine Brüssler 
Sammlung erworben, von wo es mit der ganzen Sammlung 1659 nach Wien gebracht wird. Hier wird 
es von Ferdinand v. Storffer für sein Miniaturwerk copirt. Dann kommt es in das Belvedere und 
wird als »Raphaels Werk« aufgestellt. Hier erst fangen die Zweifel an der Richtigkeit dieser 
Bezeichnung an, Fuss zu fassen, und seit 30 Jahren erscheint an Stelle dieses Namens jener des 
Giulio Romano. 
Das Bild athmet Raphaels Geist, und einzelne Theile, z. B. der zu den Füssen der Heiligen 
sich windende Drache, sind Raphaels vollkommen würdig. Nur der schwerere, rothbraune Ton in 
der Gestalt Margarethens rechtfertigt die so spät aufgetauchten Zweifel an seiner eigenen Hand. 
Das Bild ist auf Holz gemalt, 193 Cm. hoch, 122 Cm. breit. 
Es wurde gestochen: von L. Vorsterman jun., 42-4 Cm. hoch, 30^4 Cm. breit. — 
Premier, 22 Cm. hoch, 
J. Troyen, 28-4 Cm. hoch, 20 Cm. breit (Teniers, Theatrum pict.). 
J. Eisner, 14-8 Cm. hoch, 97 Cm. breit (S. v. 
Geschabtes Blatt von J. Männl, 45-3 Cm. hoch, 327 Cm. breit. — 
15-8 Cm. breit (Prenner, Theatr. art. pict.). 
Perger's Galeriewerk). 
Radirungen: 6-8 Cm. hoch, 5*3 Cm. breit (Stampart und Prenner). 
8 Cm. breit. (Duchesne l'aine, »Musee de pent. et sculpt.«: »Raphael peignit ce Tableau, selon 
toute apparence, lors de son sejour ä Florence. II a appartenu au Roi Charles I. et lut achete un 
Reveil, 12*9 Cm. hoch. 
grand prix, apres la mort de ce prince par darchiduc Leopold d’Autriche. II 6ta.it en 1656 
a Bruxelles, dans la celebre galerie chi passa depuis en entier dans la galerie de Vienne oü il est 
maintenant« 
Die sämmtlichen hier angeführten Reproductionen nennen als Meister den Raphael.
	        
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