BENOZZO DI LESE DI SANDRO,
GENANNT GOZZOLI.
Geboren: Florenz 1420; gestorben: Pisa 1498.
MARIA MIT DEM KINDE.
ON Benozzo, der meistens al fresco malte und Wandgemälde schuf, unter welchen
die Schönheit des Freskencyclus im Campo santo zu Pisa, noch heute bewundert
wird, sind Altarbilder nur wenige vorhanden, und unter diesen ist das kleine in
Tempera gemalte Bildchen in der kaiserlichen Galerie ein wahres Juwel. Wahrscheinlich wurde
es für einen kleinen Hausaltar gemalt. An diesem Bilde kann man erkennen, welche Schönheit
und Durchsichtigkeit der Farbe, welche feine Durchführung und Kraft, und welche Dauerhaftigkeit
diese schöne Technik der Malerei zulässt. Die Tafel ist vollständig erhalten, die Farben haben
noch ihren ganzen ursprünglichen Glanz, so dass die vier Jahrhunderte seit der Entstehung des
Werkes wie spurlos daran vorübergegangen sind.
Die Anordnung der Composition ist selbstverständlich typisch, aber voll Schönheitssinn.
Unter einem von zwei schwebenden Engeln getragenen Hermelinmantel thront die heilige Jungfrau
mit dem Kinde, welches sie anbetet. Zur Rechten der heiligen Jungfrau kniet ein betender
Franciscaner, den der heilige Franciscus vorstellt. Der Vorgestellte ist kleiner gebildet, damit der
Unterschied zwischen den himmlischen Gestalten und dem Lebenden deutlich hervortrete. Zu
Mariens Linken kniet der heilige Bernardin.
Den Hintergrund zu dieser symmetrisch aufgebauten Gruppe bildet zu beiden Seiten ein
dichter dunkler Wald; blumiger Rasen bildet den Boden für die knieenden Gestalten. Die Schrift
unteren Mantel lautet: O GRACIOSA VIRGINE . MARIA . FE . . . PECATORI T. V. PREGHI
NOCTE ET DIA DIN AM ..: ALLVI d • SOL . NOSTRA . AVOCATA . MADRE.
Das Bild ist auf Holz gemalt, 34 Cm. hoch, 55 Cm. breit.
Es stammt aus der Sammlung des Münzdirectors Böhm in Wien, nach dessen Tod es in
den Besitz des Kunstfreundes Gsell überging. Bei der im Jahre 1872 stattgehabten Versteigerung
der letzterwähnten Sammlung wurde es für das Belvedere erworben. Es ist bisher nicht gelungen,
über die frühere Geschichte des Bildes Verlässliches zu erfahren.
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