Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Altdorfer - Murillo] (Band 1, 1892)

BENOZZO DI LESE DI SANDRO, 
GENANNT GOZZOLI. 
Geboren: Florenz 1420; gestorben: Pisa 1498. 
MARIA MIT DEM KINDE. 
ON Benozzo, der meistens al fresco malte und Wandgemälde schuf, unter welchen 
die Schönheit des Freskencyclus im Campo santo zu Pisa, noch heute bewundert 
wird, sind Altarbilder nur wenige vorhanden, und unter diesen ist das kleine in 
Tempera gemalte Bildchen in der kaiserlichen Galerie ein wahres Juwel. Wahrscheinlich wurde 
es für einen kleinen Hausaltar gemalt. An diesem Bilde kann man erkennen, welche Schönheit 
und Durchsichtigkeit der Farbe, welche feine Durchführung und Kraft, und welche Dauerhaftigkeit 
diese schöne Technik der Malerei zulässt. Die Tafel ist vollständig erhalten, die Farben haben 
noch ihren ganzen ursprünglichen Glanz, so dass die vier Jahrhunderte seit der Entstehung des 
Werkes wie spurlos daran vorübergegangen sind. 
Die Anordnung der Composition ist selbstverständlich typisch, aber voll Schönheitssinn. 
Unter einem von zwei schwebenden Engeln getragenen Hermelinmantel thront die heilige Jungfrau 
mit dem Kinde, welches sie anbetet. Zur Rechten der heiligen Jungfrau kniet ein betender 
Franciscaner, den der heilige Franciscus vorstellt. Der Vorgestellte ist kleiner gebildet, damit der 
Unterschied zwischen den himmlischen Gestalten und dem Lebenden deutlich hervortrete. Zu 
Mariens Linken kniet der heilige Bernardin. 
Den Hintergrund zu dieser symmetrisch aufgebauten Gruppe bildet zu beiden Seiten ein 
dichter dunkler Wald; blumiger Rasen bildet den Boden für die knieenden Gestalten. Die Schrift 
unteren Mantel lautet: O GRACIOSA VIRGINE . MARIA . FE . . . PECATORI T. V. PREGHI 
NOCTE ET DIA DIN AM ..: ALLVI d • SOL . NOSTRA . AVOCATA . MADRE. 
Das Bild ist auf Holz gemalt, 34 Cm. hoch, 55 Cm. breit. 
Es stammt aus der Sammlung des Münzdirectors Böhm in Wien, nach dessen Tod es in 
den Besitz des Kunstfreundes Gsell überging. Bei der im Jahre 1872 stattgehabten Versteigerung 
der letzterwähnten Sammlung wurde es für das Belvedere erworben. Es ist bisher nicht gelungen, 
über die frühere Geschichte des Bildes Verlässliches zu erfahren. 
am
	        
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