HANS HOLBEIN DER UNGERE
Geboren: Augsburg, 1497; gestorben: London, zwischen 7. October und 29. November 1543.
BILDNISS DES LEIBARZTES HEINRICH VIII. JOHN
CHAMBERS.
OHN CHAMBERS war an der Universität zu Oxford erzogen und erhielt dort 1502
den Grad eines Magister artium. Dann reiste er nach Italien und erwarb sich den
Doctorhut an der Universität zu Padua. Nach England zurückgekehrt, wurde er Leib
arzt des Königs Heinrich VIII. Chambers gehörte zum geistlichen Stande und wurde 1510 Domherr
zu Windsor, 1524 Archidiaconus zu Bedford und 1525 Decan der königlichen Capelle und des
Collegiums zu Westminster-Hall. Endlich bekleidete er noch unter vielen anderen Ehrenstellen jene
des Schatzmeisters des Domes von Wells und Powle im Jahre 1549.
Der würdige Greis mit bartlosem Gesichte ist im 88. Lebensjahre dargestellt, muss also,
vergleicht man die Todesjahre des Gemalten und des Malers, zu den spätesten Porträten gezählt
werden, die Holbein ausführte. Chambers trägt ein schwarzes Barett und einen weiten schwarzen
Pelztalar.
Auf dem dunkelgrünen Hintergründe steht: Aetatis. sm. 88. Das ausdrucksvolle Gesicht
zeigt den Denker, und der blasse Teint die Trockenheit der von der Zeit gerunzelten Haut vor
trefflich. Milde und ein tiefer Ernst liegt auf diesen Ehrfurcht gebietenden Zügen.
Es kommt aus der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm in Brüssel und ist im
Inventar vom Jahre 1659, Nr. 442, deutlich und unverkennbar beschrieben. Es ist durch Ansatz
von Leisten vergrössert worden, wahrscheinlich, um es zum Seitenbilde der Königin Seymour zu
machen, was es ursprünglich nach Gegenstand und Anordnung nie sein konnte. Es war in der
Stallburg aufgestellt und Storffer hat es für sein Galeriewerk copirt.
Reproductionen: Stich von S. Paratzky, 10*5 Cm. hoch, 8*3 Cm. breit (Sigmund von Perger’s
Galeriewerk). Radirung von Wenceslaus Hollar, 23*4 Cm. hoch, 18*1 Cm. breit (Stampart und Premier).