Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Altdorfer - Murillo] (Band 1, 1892)

JACOB JORDAENS. 
Geboren: Antwerpen, 19. Mai 1593; gestorben: daselbst, 18. October 1678. 
DAS FEST DES BOHNENKONIGS. 
ie ganze Ungebundenheit und der ganze Lebensübermuth des holländischen Volkes jener 
Zeit spricht sich in diesem, wie in den meisten Bildern des Jordaens aus. Die lustige 
Gesellschaft, die hier das Fest der Zufallsbohne feiert, ist heiter bis zum Taumel. 
Der König trinkt und der »Hofmeister« bringt einen Toast auf Seine Majestät aus, in den die 
meisten Anwesenden jubelnd einstimmen. Nur die Königin bewahrt den Anstand und die Würde, 
die ihrer Aufgabe entspricht, aber der Schalk spricht auch aus diesem jugendlichen Gesichtchen. 
Damit kein Zweifel über die Art der übernommenen Würden bestehen könne, haben die Hervor 
ragendsten an dieser reich besetzten Tafel Zettel an ihren Kleidern, auf welchen der Rang des 
Trägers verzeichnet ist. 
Wir lernen so den Hofstaat dieses Stundenkönigs kennen. Die »Koningin«, der »Hofmeister« 
»de Sot«, »de Voorsnyder«, »de Medicyn«, »de Bacheraan« u. A. 
Von besonderer Lebendigkeit in der Malerei ist das junge Paar, welches sich im Spiegel 
der Wand wiederspiegelt. Der bartlose Bursche hat das junge Mädchen beim Kinn erfasst und 
lehnt die unter vollem Lachen sich sträubende Schöne nach rückwärts, um sie bequemer küssen 
zu können. 
an 
An der Wand im Hintergründe ist eine Tafel angebracht mit dem Denkspruch: 
NIL SIMILIUS INSANO QUAM EBR1US. 
Das Bild ist auf Leinwand gemalt, 245 Cm. hoch, 304 Cm. breit. 
Jordaens wiederholte oft den »Bohnenkönig« und eines dieser Bilder ist in Paris, ein anderes in 
Chiswick, etc. Das Wiener Exemplar ist von ganz besonderem Glanze der Farbe, in deren 
Beherrschung er ja mitunter selbst den Rubens übertraf, unter dessen Einfluss er stand, ohne direct 
sein Schüler gewesen zu sein. Seine urwüchsige Kraft war auch verschieden von jener des grossen 
Meisters, welcher bei aller Ungebundenheit doch nie den feinen Geist und den Hofmann 
vergessen lässt. 
o 
Unser Bild kommt aus der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm und wurde in der 
Stallburg von Storffer für sein Galeriewerk copirt. 
Es wurde gestochen von: M. Lämml, i2’3 Cm. hoch, ij'4 Cm. breit (Kunstschätze Wiens 
Stich von J. Kovatsch, 13-5 Cm. hoch, 17-6 Cm. breit (S. v. Perger’s 
Radirungen: de Brenner, io'2 Cm. hoch, 13-4 Cm. breit (Stampart und Prenner). 
Reveil, in Umrissen, 8 6 Cm. hoch, 11-3 Cm. breit (Duchesne l’aine, Musee de peint et sculpt.). 
von A. v. Perger). 
Galeriewerk).
	        
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