JACOB JORDAENS.
Geboren: Antwerpen, 19. Mai 1593; gestorben: daselbst, 18. October 1678.
DAS FEST DES BOHNENKONIGS.
ie ganze Ungebundenheit und der ganze Lebensübermuth des holländischen Volkes jener
Zeit spricht sich in diesem, wie in den meisten Bildern des Jordaens aus. Die lustige
Gesellschaft, die hier das Fest der Zufallsbohne feiert, ist heiter bis zum Taumel.
Der König trinkt und der »Hofmeister« bringt einen Toast auf Seine Majestät aus, in den die
meisten Anwesenden jubelnd einstimmen. Nur die Königin bewahrt den Anstand und die Würde,
die ihrer Aufgabe entspricht, aber der Schalk spricht auch aus diesem jugendlichen Gesichtchen.
Damit kein Zweifel über die Art der übernommenen Würden bestehen könne, haben die Hervor
ragendsten an dieser reich besetzten Tafel Zettel an ihren Kleidern, auf welchen der Rang des
Trägers verzeichnet ist.
Wir lernen so den Hofstaat dieses Stundenkönigs kennen. Die »Koningin«, der »Hofmeister«
»de Sot«, »de Voorsnyder«, »de Medicyn«, »de Bacheraan« u. A.
Von besonderer Lebendigkeit in der Malerei ist das junge Paar, welches sich im Spiegel
der Wand wiederspiegelt. Der bartlose Bursche hat das junge Mädchen beim Kinn erfasst und
lehnt die unter vollem Lachen sich sträubende Schöne nach rückwärts, um sie bequemer küssen
zu können.
an
An der Wand im Hintergründe ist eine Tafel angebracht mit dem Denkspruch:
NIL SIMILIUS INSANO QUAM EBR1US.
Das Bild ist auf Leinwand gemalt, 245 Cm. hoch, 304 Cm. breit.
Jordaens wiederholte oft den »Bohnenkönig« und eines dieser Bilder ist in Paris, ein anderes in
Chiswick, etc. Das Wiener Exemplar ist von ganz besonderem Glanze der Farbe, in deren
Beherrschung er ja mitunter selbst den Rubens übertraf, unter dessen Einfluss er stand, ohne direct
sein Schüler gewesen zu sein. Seine urwüchsige Kraft war auch verschieden von jener des grossen
Meisters, welcher bei aller Ungebundenheit doch nie den feinen Geist und den Hofmann
vergessen lässt.
o
Unser Bild kommt aus der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm und wurde in der
Stallburg von Storffer für sein Galeriewerk copirt.
Es wurde gestochen von: M. Lämml, i2’3 Cm. hoch, ij'4 Cm. breit (Kunstschätze Wiens
Stich von J. Kovatsch, 13-5 Cm. hoch, 17-6 Cm. breit (S. v. Perger’s
Radirungen: de Brenner, io'2 Cm. hoch, 13-4 Cm. breit (Stampart und Prenner).
Reveil, in Umrissen, 8 6 Cm. hoch, 11-3 Cm. breit (Duchesne l’aine, Musee de peint et sculpt.).
von A. v. Perger).
Galeriewerk).