Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Altdorfer - Murillo] (Band 1, 1892)

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ALBRECHT ALTDORFER. 
Geboren: 12. oder 14. Februar 1480; gestorben: Regensburg, 1538. 
DIE EITELKEIT. 
LTDORFER gehört zu jener Gruppe deutscher Künstler, welche mit Dürer die 
| »Deutsche Renaissance« vertreten; er ist nicht Schüler Dürers, aber er entwickelt 
sich unter Dürers Einfluss. Die Vielseitigkeit der damaligen Künstler kommt bei 
Altdorfer in hohem Masse zur Wahrnehmung: er ist Maler, Baumeister, Kupfersteher, Holz- und 
Formschneider; er umfasst in seinen Werken den ganzen Kreis von Darstellungsgegenständen 
seiner Zeit und bringt die Landschaft zu besonderer Geltung. Der italienische Einfluss, welcher in 
der Dlirer’schen Schule überall fühlbar wird, scheint den Altdorfer weniger berührt zu haben, 
und seine Arbeiten zeigen bei sonstiger Tüchtigkeit in jeder Art seiner Ausdrucksmittel viel mehr 
Sinn für das Eingehen in die kleinsten Details der Formgestaltung und für phantastische Combina- 
Bei kleineren 
tionen in der Composition, als für den Adel und die Grösse der Erscheinung, 
skizzenhaften Bildern, welche mehr zeichnerisch behandelt sind, treten die ornamentartigen Schnörkel 
formen, welche ihn so auffallend von anderen Meistern unterscheiden, stärker hervor, als bei sorg 
samer durchbildeten grossen Darstellungen. Unter diesem Gesichtspunkte muss auch das kleine 
geistreiche Bildchen der kaiserlichen Galerie, »Die Eitelkeit«, betrachtet werden. 
Die junge nackte Frau, die auf üppigem Wiesengrunde steht und das lange, goldene Haar 
ordnend, in den Spiegel sieht, ist blass gefärbt und mit bewegten Formen gezeichnet; man kann 
den kecken Pinsel- verfolgen, wie er am Contour des Leibes sicher hinabgleitet. 
Der Tod, an dessen Skelett die Verwesung ihr Werk vollführt, der hinter der Frau das Stunden 
glas über ihrem Haupte hält, ist noch dreister, energischer und mit grosser Sicherheit gezeichnet, 
und das Laster, in Gestalt eines nackten, alten Weibes, welches versucht, den Tod zurückzudrängen, 
ist von sprechendem Ausdrucke. Zu des jungen Weibes Füssen macht sich ein kleiner Liebesgott 
mit dem letzten Streifen ihrer Verhüllung einem durchsichtigen Schleier zu schaffen, durch den er 
schalkhaft nach der Frau hinaufsieht. Ueberall ist künstlerisches Vermögen und energisches Schaffen 
zu sehen. 
Die nackte, junge Frau mahnt an ähnliche Figuren des H. Baidung, aber dieser reicht mit 
seinem Können nicht an solche Meisterschaft, so sehr er sonst unter allen anderen Zeitgenossen 
dem Altdorfer gleicht. 
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Das Bild ist auf Holz gemalt; 49 Cm. hoch-, 33 Cm. breit.
	        
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