GUIDO CANLASS1, GENANNT CAGNACCI.
Geboren: Sant’Arcangelo, 1601; gestorben: Wien, 1681.
DER TOD DER CLEOPATRA.
ANLASSI, wegen der Unförmlichkeit seines Gesichtes Cagnacci genannt, war ein
Schüler des Guido Reni aus dessen letzter Zeit, und diesem Studiengange ent
sprechen auch seine Bilder; sie sind kalt und glatt. Aber die Correctheit seiner
Zeichnung, wie die Sorgsamkeit der Modellirung gewannen ihm Anerkennung. Er bekleidete eine
Stelle am Hofe Leopold I., seine Werke kamen zahlreich nach Oesterreich, später auch er
selbst, und er starb in Wien.
Der »Tod der Cleopatra« in der kaiserlichen Galerie ist als sein bestes Bild angesehen, aber
es kommt auch nicht über die kalte Pose hinaus, und die Zeitempfindun
sind modern.
wie das Zeitcostüm
er
Cleopatra sitzt auf einem hochlehnigen, mittelalterlichen, rothen Stuhle. Eine Krone schmückt
Sie sieht weder wie eine Cleopatra, noch wie eine Sterbende aus, aber sie
ist jung und hübsch und wird von sechs, ebenfalls hübschen Dienerinen in entsprechenden Atti
tüden beklagt.
ihre blonden Haare.
Es ist viel Nacktes auf dem Bilde, viel mehr, als der Gegenstand erfordert, aber es ent
behrt nicht des Reizes und der künstlerischen Tüchtigkeit. Es wirkt nicht ergreifend, obwohl das
junge Mädchen über den Anblick der todbringenden Schlange die Hände zusammenschlägt vor
Schreck, aber das Mädchen ist schön.
Das Bild ist auf Leinwand gemalt, 151 Cm. hoch und 170 Cm. breit.
Es ist bezeichnet unten am Fusse der Armlehne:
OVIDO
CAGNAZZr
Es ist eine Erwerbung des Erzherzogs Leopold Wilhelm. Bei der Aufstellung der Galerie
in der Stallburg copirte es F. v. Storffer für sein Galeriewerk. Es ist radirt von Prenner,
77 Cm. hoch, 10 4 Cm. breit (Stampart und Prenner).