Full text: 120 der hervorragendsten Gemälde alter Meister [Altdorfer - Murillo] (Band 1, 1892)

LUCAS CRANACH D. A. 
Geboren: Kronach in Franken, 1472; gestorben: Weimar, 16. October 1553. 
DAS PARADIES. 
in Hauptbild, des Meisters von eingehender Detaillirung und seltener Frische und Leucht 
kraft der Farbe. Es stammt aus der Rudolphinischen Kunst- und Wunderkammer in 
Prag. Im ältesten Inventar dieser Sammlung vom Anfang des XVII. Jahrhunderts 
erscheint »Adam und Eva von Cranach« dreimal. Das Inventar vom Jahre 1818, Nr. 331, führt 
Lucas, Original, Adam und Eva im Baradeysz«, ebenso das Prager Inventar vom Jahre 1737, 
Nr. 417, welches noch hinzusetzt: »Holtz, hoch 1 Elle 9 Zoll, breit 1 Elle 24 Zoll« (die Prager 
24 Wiener Zoll). Da dieses Inventar die Bilder sammt den Rahmen misst, so entspricht 
diese Angabe der Grösse unseres Bildes. Im Jahre 1772 kam es nach Wien und im Anfänge des 
jetzigen Jahrhunderts wieder nach Prag. Jetzt ist es für die Aufstellung im neuen kaiserlichen Hof 
museum bestimmt. 
an: 
Elle 
Die Composition dieses Bildes ist bemerkenswerth. Sie umfasst alle Momente des Sünden- 
am Bildrande formt Gott Vater den Adam, und zwar in der 
falles in eigener Auffassung. Rechts 
Gestalt eines Kindes, also schon nach den Naturgesetzen dem ferneren Wachsthum im Leben zu- 
Das Wesen hockt noch halb formlos auf der Erde, der Stoff, aus dem es besteht, ist 
geführt. 
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halb Ton, halb Fleisch. Der Mittelgrund zeigt noch fünf andere Momente des Sündenfalles; in der 
Mitte des Vordergrundes steht Gott Vater vor Adam und Eva, zu welcher er spricht. Die sehr 
jugendlich gestaltete Eva sieht dem Gott Vater mit heiterer Miene in das Antlitz. Adam legt die 
rechte Hand betheuernd auf die Brust. Nichts von dem hohen Ernste des Augenblickes spiegelt 
sich in den Mienen des Paares, unschuldsvoll und treuherzig lassen die Beiden die Ermahnungen 
Gott Vaters über sich ergehen. 
Während rechts im Bilde Adam erschaffen wird, zeigt uns der Künstler links am Bildrande 
dem Paradiese. Dieses ist reizend gebildet. Ueppiger 
die Vertreibung der Schuldbeladenen aus 
Wiesengrund voll Blüthen, dichtem Wald, Grotten und Wasser, auf welchem Schwäne schwimmen. 
Wilde und zahme Thiere tummeln sich im Grase, und der treue Hund, ein schönes weisses Wind- 
Alles dies ist aber mit bewunderungswürdiger 
überaus harmonisches und liebliches Gemälde. 
spiel, liegt zu Füssen des ersten Menschenpaares. 
Sorgfalt und Verständniss gemalt und gibt ein 
Es ist auf Holz gemalt, 82 Cm. hoch, 114 Cm. breit. 
Bezeichnet links unten auf dem Steine: I ^
	        
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